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Lauflegenden: Emil Zatopek

„Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“ Dieses Zitat von Emil Zatopek ist schon fast sprichwörtlich geworden. Ähnlich legendär wie seine Aussagen, darunter auch „wenn du laufen willst, dann lauf eine Meile. Willst du aber ein neues Leben, dann lauf Marathon“ – waren seine Leistungen. Der Tscheche erreichte an den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki etwas Einzigartiges: Er gewann alle drei Langdistanz-Wettkämpfe. Innerhalb von nur sieben Tagen holt er sich Gold über 5000m, 10’000m und im Marathon. Höchstwahrscheinlich wird dieses Titel-Tripel unerreicht bleiben. Bemerkenswert ist, dass der Olympia-Marathon 1952 sein erster überhaupt war. Seine persönlichen Bestleistungen von 13:57,0 über 5000m und 28:54,2 über 10’000m bedeuteten Weltrekord – ingesamt erzielte er deren 18. Zatopek war der erste Mensch, der die 10’000m unter 29 Minuten und in einer Stunde über 20 Kilometer lief.
Nicht nur seine Leistungen auf der Bahn und der Strasse sorgten für Aufsehen. Auch die Art und Weise, wie er sie erlief. Im Gegensatz etwa zu Paavo Nurmi  war Zatopek kein Stilist, der das Ziel scheinbar mühelos erreichte. Im Gegenteil. Sein Laufstil war nicht von Leichtigkeit geprägt und sein Keuchen und Hecheln brachte ihm den Übernamen „tschechische Lokomotive“ ein. Trotzdem war Paavo Nurmi sein grosses Vorbild – und genau wie der Finne schafft es Zatopek, die langen Laufdistanzen in seiner Ära fast nach Belieben zu dominieren. Nurmi hatte auch einen grossen Einfluss auf die Trainingsphilosophie von Zatopek. Er sagte, dass er zwar nie mit Nurmi gesprochen habe, laufen aber einfach zu verstehen sei. „Du musst schnell genug sein – und du musst Ausdauer haben. Deshalb läufst du schnell für die Geschwindigkeit und wiederholst es viele Male für die Ausdauer.“ Diese einfache Erkenntnis deutet auf sein spezielles Training hin: Zatopek’s trainierte nach der Intervall-Methode.

Bis 1947 hatte er zwei Basis-Trainingsprogramme, die er an jeweils alternierenden Tagen absolvierte:

Tag 1 5x150m (jeweils 150m Erholung); 20x400m; 5x100m.
Tag 2 5x150m; 20x400m; 5x200m

Im Jahr darauf modifizierte er sein tägliches Programm leicht:

Tag 1 5x200m (jeweils 200m Erholung); 20x400m; 5x200m.

Die 200m-Belastungen lief er in 34 Sekunden, die 400m in 56 bis 75 Sekunden, wobei er schnell startete und stetig langsamer wurde. So lief er jeden Tag ungefähr 18 Kilometer. Im Oktober 1949 steigerte er seinen Umfang auf 28 Kilometer pro Tag. Anfang 1954 sah sich Zatopek angesichts der stärker werdenden Konkurrenz und seines Alters gezwungen, zweimal pro Tag zu trainieren.  Ab April erhöhte er die tägliche Dosis an Intervallen auf insgesamt 10x200m und 50x400m. Damit lief er mehr als 30km pro Tag. (Quelle: Noakes Timothy, Lore of Running, Kapstadt 42003, 383). Noakes schreibt, dass es sicht klar sei, wie schnell der Tscheche diese Intervalle gelaufen sei. „Sie waren sicherlich nicht einmal in der Nähe von 60-Sekunden-Runden, wie Gerüchte behaupteten.“ Es scheine, dass er die Intervalle unregelmässig und oft auch ziemlich langsam gelaufen sei. Das Ziel von Zatopek war, zuerst die Distanz zu schaffen und erst dann zu versuchen, die Intervalle schneller zu laufen. Damit hielt sich der Tscheche an eine bis heute gültige Regel: Dauer vor Intensität.

Die Serie Lauflegenden wird nächsten Freitag mit Herb Elliot fortgesetzt.

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