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Magenprobleme beim Laufen: Woher sie kommen und was du vermeiden solltest

Intensität und Verdauung im Clinch: Wenn durch die sportliche Herausforderung alle Systeme im Körper belegt sind, kommt der Magen zu kurz, was sich nicht selten in Verdauungsproblemen äussert. Intensiver Ausdauersport und Verdauung sind zwei Aktivitäten, die sich gegenseitig limitieren.

Praktisch jeder, der längere sportliche Herausforderungen liebt, hat schon Erfahrungen mit Verdauungsproblemen gemacht. Der Grund dafür ist einleuchtend: Intensiver Sport beansprucht den zur Verfügung stehenden Sauerstoff in erster Linie für die Energiebereitstellung in der Muskulatur, die übrigen Systeme, wie eben zum Beispiel die Verdauung, werden auf ein Minimum reduziert. Durch sportliche Strapazen gerät das Mikroklima des Magens nicht selten durcheinander.
Je nach Lokalisation unterscheidet man zwischen Beschwerden des oberen und des unteren Verdauungstraktes. Zu den Symptomen des oberen Verdauungstraktes zählen Aufstossen, Sodbrennen, Brustschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Im Ausdauersport treten Magenprobleme vor allem im Lauf- und Radsport sowie im Triathlon auf. Je intensiver eine sportliche Belastung ist und je länger sie dauert, desto häufiger sind Verdauungsbeschwerden. Bei einem 10-km-Lauf oder einer Wanderung weit weniger als beispielsweise bei einem Marathon oder Ironman.

Magenbrennen und seine Ursachen

Magenbrennen kann durch vermehrte Säureproduktion im Magen oder durch sogenannte Magengeschwüre (Ulcera) auftreten. Auslösende Faktoren können die regelmässige Einnahme bestimmter Medikamente wie z.B. Entzündungshemmer oder Kortison sein. Nikotin, Koffein und Alkohol sowie häufige grosse Mengen an eiweissreicher Nahrung können diese Störungen zusätzlich fördern. Für das Sodbrennen ist nicht der Sport verantwortlich, sondern eine Störung des Verschlussmechanismus zwischen der Speiseröhre und dem Magen. Dennoch konnte auch bei beschwerdefreien Probanden beim Laufen ein erhöhter Übertritt von Magensäure zur Speiseröhre nachgewiesen werden. Hierfür dürften die mit dem Laufen zusammenhängenden Erschütterungen verantwortlich sein, denn durch die ständigen Schläge verschlechtert sich die Fähigkeit des Magens zur Nahrungsaufnahme massiv. Beim Radfahren ist dieses Phänomen weit weniger ausgeprägt.
Wird kurz vor dem Lauf gegessen, so ist der Rückfluss von Säure noch ausgeprägter. Eine vorübergehende Spannungsabnahme des Schliessmuskels zwischen Speiseröhre und Magen kann ein Aufstossen und dadurch das Zurückfliessen der Magensäure provozieren, was durch das vermehrte Luftholen beim Sport zusätzlich verstärkt wird.

Trinken: kurz vor dem Wettkampf heikel

Übelkeit tritt bei Langstreckenläufern vorwiegend während oder kurz nach Beendigung eines Wettkampfs auf. Auffällig dabei: Jene Athleten, die vor dem Wettkampf etwas trinken, haben ein 3,3-fach erhöhtes Risiko für Beschwerden im oberen Verdauungstrakt. Ausschlaggebend dafür ist die verzögerte Magenentleerung, wie sie bei höherer Laufintensität (75% der maximalen Sauerstoffaufnahme) beobachtet wird.
Studien zeigten zudem, dass Athleten, die ein gewisses Mass an Dehydratation aufwiesen (rund 5% Körpergewichtsabnahme durch Schweissverlust), eine verzögerte Magenentleerung hatten. Somit erhöht die Dehydrierung das Risiko für Magen-Darm-Beschwerden während des Laufens, was zu Übelkeit und Erbrechen führen kann. Weitere ursächliche Faktoren sind starke Hitze und lange Laufstrecken. Hohe Aussentemperaturen können die Magenentleerung durch Verminderung der Darmdurchblutung sowie dessen Bewegungsfähigkeit behindern.

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Trinken vor dem Wettkampf erhöht das Risiko für Beschwerden im oberen Verdauungstrakt.

Aufgepasst vor Medikamenten

Typische Beschwerden wie Sodbrennen und häufiges Aufstossen sind ein Hinweis auf eine Funktionsstörung des unteren Speiseröhrenschliessmuskels. Eine Untersuchung beim Arzt ist daher empfehlenswert. Medikamente, welche die Magenschleimhaut angreifen, sollten in Absprache mit dem Arzt möglichst vermieden werden. Die wichtigsten Punkte für Sportler:

  • Schmerzmittel wie Aspirin und Ibuprofen sollten nicht eingenommen werden.
  • Vermeiden Sie im Vorfeld einer Belastung Nikotin und trinken Sie koffein- und alkoholhaltige Getränke mit Zurückhaltung.
  • Effektive Medikamente (wie Ranitidin) oder sogenannte Säure-Blocker vermindern die Säureproduktion und können die Beschwerden lindern.
  • Hypertonische Getränke (z. B. Cola oder andere Süssgetränke) sollten wegen der resultierenden Verzögerung der Magenentleerung gemieden werden.
  • Isotonische Kohlenhydrat-/Elektrolytgetränke werden ähnlich schnell wie Wasser vom Magen entleert und sind daher in kleinen Portionen während des gesamten Laufs vorzuziehen (kommerziell hergestellte Sportgetränke wie Gels versorgen den Körper mit Energie, ohne die Verdauung zu stark zu belasten).

Die Kunst im Ausdauersport besteht in der optimalen Balance zwischen einer Leistungsintensität, bei der man noch die erforderliche Menge an Energie aufnehmen kann und der situationsgerechten Verpflegung, an die sich der Magen gewohnt ist. Die passende Intensität hängt auch davon ab, wie ambitioniert ein Sportler unterwegs ist. Läuft oder fährt er auf der Jagd nach einer Bestzeit über Stunden voll am Limit, ist die Gefahr gross, dass der Magen bereits bei kleineren Aufgaben rebelliert. Schont sich der Sportler hingegen bewusst und legt Wert auf eine adäquate Verpflegung, dann kann es sein, dass er zwar problemlos über die Runden kommt und am Schluss noch Reserven hat, dafür aber sein Leistungslimit nicht vollständig ausschöpfen kann. Der «perfekte Wettkampf» ist daher immer auch eine Suche nach dem „perfekten“Tempo.

 

Llano

 

Dr. med. Roberto Llano ist Facharzt FMH für Allgemeine Innere Medizin und Sportmedizin SGSM. Roberto Llano ist Teamarzt beim Snowboard-Verband, der Fussball-Nationalmannschaft U15-U20, der Ju-Jitsu-Nationalmannschaft und bei der BMX-Nationalmannschaft von Swiss Cycling und arbeitet als Leitender Arzt bei Medbase Bern.

Eine Antwort auf „Magenprobleme beim Laufen: Woher sie kommen und was du vermeiden solltest“

Hallo Herr Llano

Das ist interessant. Mir ists allerdings schleierhaft, wieso es gut sein sollte, Sportgetränke nur in kleinen Mengen zu sich zu nehmen?

und bei langDistanzen, sollte man ev. auch feste Nahrung zu sich nehmen?

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