Achillessehnenschmerzen sind für viele Läuferinnen und Läufer ein häufiges und leidiges Thema. Sowohl Anfänger als auch erfahrene Athleten können davon betroffen sein. Doch welche Faktoren begünstigen die Beschwerden und was kannst du tun, um sie zu verhindern? Hier die wichtigsten Fakten sowie Tipps zur Prävention und Behandlung.
Autor:
David Schaad
Leitung Therapie Bischofszell und Amriswil
MSc Physiotherapie
Schmerzen an der Achillessehne entstehen durch Überlastung
Das ist richtig. Überlastung ist tatsächlich die Hauptursache, aber nicht die einzige. Ein zu schneller Anstieg von Trainingsumfang oder Intensität kann die Sehne überlasten. Zusätzlich spielt eine unzureichende Kraftbasis in Rumpf und Beinen eine wichtige Rolle, da schwache Muskeln die Belastung auf die Achillessehne erhöhen. Faktoren wie unpassende Schuhe, ein ungeeigneter Laufuntergrund oder eine falsche Lauftechnik können ebenfalls eine Rolle spielen. Auch anatomische Besonderheiten und Fehlstellungen wie zum Beispiel ein nach innen kippender Fuss (Überpronation) oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie etwa Antibiotika oder Kortison können das Risiko erhöhen.
Nur Laufanfängerinnen und -anfänger haben Probleme mit der Achillessehne
Nein. Auch erfahrene Läuferinnen und Läufer sind nicht immun. Im Gegenteil: Häufig sind ambitionierte Sportler und Sportlerinnen betroffen, die ihren Trainingsumfang zu schnell steigern oder ihre Belastung nicht ausreichend anpassen. Auch externe Faktoren wie eine ungewohnte Fersenkappe bei neuen Schuhen oder das Training auf Schnee können Auslöser sein.
Absolute Ruhe ist die einzige Lösung bei Achillessehnenschmerzen
Schön wärs, dann hätten wir ein Rezept, das immer greift. Leider ist es nicht so. Ruhe ist zwar wichtig, aber vollständige Inaktivität hilft selten langfristig. Es ist entscheidend, das Training und die täglichen Aktivitäten anzupassen, um die Sehne gezielt und dosiert zu belasten. So kannst du die Belastungsfähigkeit schrittweise wieder aufbauen. Ein moderates Training ist also hilfreicher als komplette Schonung.
Mit leichten Schmerzen kann man problemlos weiterlaufen
Ja und nein. Hier ist Vorsicht geboten. Ob es gefährlich ist, weiter zu laufen, hängt von der Schmerzintensität und der Ursache ab. Leichte Beschwerden, die schnell wieder verschwinden, sind oft unbedenklich. Anhaltende oder zunehmende Schmerzen hingegen sollten ernst genommen und von einer Sportärztin oder einem Physiotherapeuten abgeklärt werden, um eine chronische Entzündung zu vermeiden. Medbase verfügt über ein grosses multidiszplinäres sportmedizinisches Netzwerk.
Viel Dehnen hilft bei Achillessehnenbeschwerden
Nein. Dehnen allein ist selten ausreichend. Wichtiger ist es, die Achillessehne gezielt zu kräftigen und die gesamte Beinmuskulatur sowie die Rumpfmuskulatur zu mobilisieren. Auch Aufwärmen und Lockerungsübungen vor dem Lauf können helfen, die Sehne auf die Belastung vorzubereiten.
Muskelverspannungen können mehrere Ursachen haben, dazu gehören Überlastung durch eine schnelle Zunahme des Trainings, Muskelschwäche, veränderter Laufgang und biomechanische Aspekte. Es ist unwahrscheinlich, dass Dehnen dies allein alles ansprechen kann.
Vor dem Lauf solltest du dich immer aufwärmen
Ja. Das Aufwärmen sollte Dehn-, Kräftigungs- und Gleichgewichtsübungen, sportspezifische Beweglichkeitsübungen und Landetechniken umfassen. Aber: Die Literatur verfügt zum aktuellen Zeitpunkt einfach nicht über genügend hochwertige Forschung, um festzustellen, ob das Aufwärmen hilft, Laufverletzungen zu verhindern*.
Es ist wichtig, den Trainingsumfang langsam zu steigern, um Überlastungen der Achilessehne vorzubeugen
Richtig. Eine plötzliche Steigerung des Trainingsvolumens ist einer der häufigsten Auslöser für Achillessehnenprobleme. Der Körper benötigt Zeit, um sich an die neuen Belastungen anzupassen. Ein langsamer Aufbau des Trainingsvolumen und der Trainingsfrequenz ist daher essenziell. Auch regelmässige Pausen und ausreichende Erholung sind wichtig. Ein umfassender Ansatz, der Aktivitätsmanagement, progressives Training und Patientenermächtigung kombiniert, ist entscheidend für die erfolgreiche Behandlung von Achillessehnenschmerzen.
Wer einmal Achillessehnenprobleme hatte, wird sie immer wieder haben
Das stimmt nicht. Bei richtiger Behandlung und angepasstem Training können Achillessehnenprobleme vollständig ausheilen. Wichtig ist, mögliche Ursachen zu erkennen, das heisst Lauftechnik, Schuhe oder Trainingsbelastung, sowie Bein- und Rumpfkraft zu überprüfen und langfristig zu optimieren. Wenn die Achillessehne aus anatomischer Sicht dein Schwachpunkt ist – jeder Mensch hat einen Schwachpunkt – kann es aber sein, dass du weiterhin anfällig für Probleme bist. Dann solltest du ganz besonders auf Prävention achten.
Physiotherapie nach Mass
Medbase verfügt über ein grosses Netzwerk und ein breites Angebot im Bereich Physiotherapie. Die Therapeutinnen und Therapeuten beraten und behandeln dich gerne, individuell abgestimmt auf deine Bedürfnisse, mit oder ohne ärztliche Verordnung. Bei einer Behandlung auf eigenen Wunsch – ohne vorgängigen Arztbesuch – werden die Leistungen nicht von der Krankenkasse oder der Unfallversicherung übernommen.
Bei Achillessehnenschmerzen sollte man sofort mit dem Laufen aufhören
Nein, ein kompletter Laufstopp ist nicht immer notwendig. Vielmehr solltest du die Intensität reduzieren und, wie bereits erwähnt, das Training anpassen. Je nach Schwere der Beschwerden können leichte Bewegungen und spezifische Übungen die Genesung sogar fördern.
Es ist wichtig, auf unterschiedlichem Laufuntergrund zu trainieren. Das hilft, Problemen mit der Achillessehne vorzubeugen
Richtig. Wechselnde Untergründe können helfen, die Sehne robust zu machen und die Muskulatur vielseitiger zu beanspruchen. Wenn du immer auf dem gleichen Untergrund läufst, zum Beispiel auf Asphalt, kann diese monotone Belastung zu Reizungen führen. Ein abwechslungsreicher Boden (zum Beispiel Waldwege oder Wiese) kann hingegen positiv wirken. Am besten wählst du eine Route aus, bei der von allem etwas darunter ist.
Übergewicht erhöht das Risiko, für Probleme mit den Achillessehnen
Genau. Übergewicht erhöht das Risiko, da es zu einer dauerhaften Überlastung führen kann. Zudem begünstigt es entzündliche Prozesse im Körper. Eine Gewichtsreduktion kann hier präventiv und lindernd wirken.
Die Behandlung von Achillessehnenschmerzen erfordert Geduld
Das ist richtig. Die Therapie braucht Geduld. Mit gezielten Übungen kannst du die Sehne langsam wieder an Belastung gewöhnen. Dazu gehören Dehn- und Kräftigungsübungen. Daten zeigen uns, dass es erfolgreich ist, die Struktur mit langsamen, schweren exzentrischen Übungen zu stimulieren, wenn sich der Muskel unter Spannung verlängert. Exzentrik im Training bezieht sich auf eine bestimmte Phase einer Bewegung, bei der ein Muskel gedehnt wird, während er gleichzeitig Kraft aufbringt. Auch das regelmässige Nutzen einer Faszienrolle, um die Wadenmuskulatur zu lockern, kann hilfreich sein.
Leichte Beschwerden werden anders behandelt wie chronische Probleme
Auch das ist richtig. Bei leichten Beschwerden helfen oft Anpassungen im Training und gezielte Reha-Übungen. Wichtig ist, dass du dich über die Ursachen und den Verlauf der Entzündung informierst, um die richtige Behandlung zu wählen. Es gilt die Technik und die Belastung, die du in deiner normalen Laufroutine hast, zu berücksichtigen. Stelle also sicher, dass du professionellen Rat einholst, damit man dich bei der Planung begleitet.
Fazit
Die Achillessehne ist empfindlicher, als viele Läufer denken. Durch gezielte Prävention, Anpassung des Trainings und das Vermeiden typischer Fehler kann das Risiko von Achillessehnenproblemen jedoch deutlich reduziert werden.
Quelle:
https://bmcmedicine.biomedcentral.com/counter/pdf/10.1186/1741-7015-10-75.pdf