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Russisches Roulette

Alle Welt schaut diese Tage nach Brasilien. Schafft es die Schweiz, sich morgen für die Viertelfinals zu qualifizieren? Welcher Spieler prägt diese WM am meisten? Und wer wird Weltmeister? Kritisch wird alles hinterfragt und analysiert. Und jeder Fehlentscheid der Schiedsrichter von der Slowmotion entlarvt. Sogar die Kommentatoren und Moderatoren unseres Staatsfernsehens werden mit ihren Fachkollegen von ZDF und ARD verglichen und kriegen ihr Fett weg. König Fußball regiert die Welt. Sepp Blatter findet, dass seine Mission noch nicht erfüllt sei und kandidiert für eine weitere Amtszeit…

Viktor Röthlin bereitet sich im Engadin auf seinen letzten Marathon als Leistungssportler vor
Viktor Röthlin bereitet sich im Engadin auf seinen letzten Marathon als Leistungssportler vor

Perfekte Bedingungen, um mich in medialer Ruhe auf meinen letzten Marathon vorzubereiten. So konnte ich die letzten drei Wochen optimal im Engadin trainieren. Einzig das Ausdauersportmagazin FitforLife sowie die Schweizer Illustrierte kamen für eine kurze Visite vorbei. Für das Schweizer People-Magazin spazierten meine Frau und ich sogar mitten durch eine bunte Blumenwiese. Der Bauer hatte große Freude 😉 Mein geplantes Training konnte ich voll durchziehen. Zusammen mit Adrian Lehmann und ab und zu auch mit Christian Kreienbühl und Michael Ott absolvierte ich verschiedene wichtige Schlüsseltrainings auf dem Weg zur EM. Um dem Anstieg auf der EM-Strecke hoch zur Polyterrasse gerecht zu werden, legten wir uns eine spezielle Longjogrunde zurecht: Diese führt vom Bahnhof St. Moritz hoch ins Dorf und wieder runter zum Bad. Ganz nach dem Motto„Pain is temporay, glory stays forever“!

Direkt aus dem ersten Höhentrainingsblock heraus, lief ich in Olomouc (Tschechien) einen Halbmarathon. Zehnmal lief ich während meiner Karriere Wettkämpfe direkt aus der Höhe anreisend. Fünfmal lief es top und fünfmal ging gar nichts. Daher spreche ich gerne auch von Russischem Roulette, wenn ich direkt aus der Höhe an einen Wettkampf anreise. Dieses Mal erwischte ich zum Glück wieder mal keine Kugel. So erreichte ich das Ziel an siebter Stelle, hinter sechs Kenianern. In 1:03:23 lief ich genau einen 3’-Schnitt pro Kilometer. Diese voll aus dem Training heraus gelaufene Zeit macht mich glücklich.

In Olomouc erhielt ich somit die Bestätigung, dass ich auf dem Weg an die EM voll im Fahrplan bin. Direkt hinter mir lief der Japaner Kenji Yamamoto ins Ziel. Dieser ist den Halbmarathon auch schon in 61 Minuten gerannt. Auch den Polen Marcin Chabowski konnte ich hinter mir lassen. Ein lustiger Kerl, mit dem ich in Tschechien das Hotelzimmer teilte. Dieser verbringt die nächsten sechs Wochen in St. Moritz. Sicher werden wir uns ab und zu für gemeinsame Trainings treffen. Sein erklärtes Ziel für die EM: Eine Medaille!

Bevor ich zurück ins Engadin reise steht nochmals ein Testtraining auf Teilen der EM-Strecke an. Dort werden die Parameter Laktat, Herzfrequenz und Geschwindigkeit analysiert. Anhand dieser Werte werde ich die nötigen Reize für die letzte Vorbereitungsphase definieren.

Am Sonntag, 6. Juli steht dann noch das öffentliche Training mit mir für den „SWITZERLAND MARATHON light“ auf dem Programm. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Los geht es um 9:00 Uhr bei der Leichtathletikanlage in Sarnen beim Fußballplatz an der Seestraße. Direkt nach diesem öffentlichen Training geht es für mich zum letzten Mal als Profisportler ins Höhentraining nach St. Moritz. Und dort oben erfahre ich dann auch, wer Fußball-Weltmeister werden wird.

Viktor Röthlin

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