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Motivation

Wer möchte noch Spass beim Laufen haben?

Du musst wieder einmal alleine laufen gehen. Obwohl du gerne läufst und gerne trainierst, fällt es dir immer schwer, dich aufzuraffen, wenn du keine Gesellschaft zum Training hast. Dann lässt du auch gerne einmal ein Training ausfallen.
Dass du in dieser Situation alles andere als motiviert bist, kann etwas mit deinen unbewussten Motiven zu tun haben, die in dieser Situation nicht befriedigt werden. Doch was tun?

Motive sind deine Antreiber

Motive steuern dein Verhalten und geben deinem Handeln Kraft und Energie. Ein Motiv wird immer dann angeregt, wenn der Ist-Zustand vom Soll-Zustand abweicht. Oder einfach gesagt, wenn ein Bedürfnis befriedigt und ein Ziel oder ein Zielzustand erreicht werden muss.
Im Kern von einem Motiv können verschiedene Bedürfnisse aktiv sein. Wenn du beispielsweise das Bedürfnis nach Gesellschaft beim Laufen hast, wirst du deine Laufkollegen kontaktieren und versuchen, sie zu einem gemeinsamen Training zu motivieren.
Das Motiv verbindet dein Bedürfnis nach Gesellschaft beim Laufen mit einem konkreten Verhalten – Laufkollegen kontaktieren -, damit es befriedigt wird.
Ein Motiv kann durch eine bestimmte Situation oder durch ein Bedürfnis aktiviert werden. Dies geschieht spontan, ohne dass du weisst, warum das so ist. Denn es läuft unbewusst (implizit) ab.

Implizite Motive sind zeitlich überdauernde Persönlichkeitsmerkmale, die durch Erfahrung entstehen. Nur unbewusste Motive verleihen deinem Handeln über lange Zeit Kraft und Energie. Es sind deine ganz persönlichen Kraftquellen!

Im Gegensatz dazu sind explizite Motive stark mit deinen Erwartungen und bewussten Zielen verbunden. Das Verhalten, das aus diesen Motiven resultiert, ist eher eine kurzfristige Reaktion für spezifische Situationen.
Auch wenn du (bewusst) denkst, dass du mit deinen Laufkollegen Schritt halten und dich mit ihnen messen musst, heisst das nicht, dass es unbewusst auch so ist. Es ist denkbar, dass für dich das gemeinsame Laufen und das gesellschaftliche Erlebnis viel wichtiger sind und die Leistung sekundär ist.
Die beschriebene Situation ist ein Motivkonflikt, der dir langfristig die Freude am Laufen verderben kann.

Motive treiben dich an
Motive treiben dich an

Vier Basis-Motive

In der PSI-Theorie (Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen) von Julius Kuhl unterscheiden wir vier Basis-Motive: die beiden wirkungsorientierten Motive Macht und Leistung sowie die beiden anreizorientierten Motive Beziehung (Anschluss) und Freiheit.
Jeder Sportler hat sein individuelles Motivprofil.
Weil sie eben unbewusst sind, ist es nicht ganz einfach, ihnen auf die Spur zu kommen. Dies ist nur mit projektiven Tests wie dem Sportmotivtest möglich.
Du kannst dich ihnen jedoch ein wenig annähern, wenn du die folgende Frage für dich beantwortest.
Was gibt dir ein gutes Gefühl?

  • Zusammen mit Kollegen laufen?
  • Die Trainingsrunde oder den Wettkampf mit einer neuen persönlichen Bestzeit absolvieren?
  • Dich gegen deine Gegner durchsetzen?
  • Das Laufen für dich geniessen und eins sein mit der Natur?

Ich weiss, du könntest dich für das eine oder andere entscheiden. Nimm mal die Variante, die am ehesten auf dich zutrifft.

Beziehungsmotiv (Anschluss) – Kontakte pflegen

Als beziehungsmotivierter Sportler holst du dir deine Energie aus zwischenmenschlichen Kontakten. Dabei ist dir wichtig, Teil von einem Team und einer Gruppe zu sein. Das Laufen selber kann dabei sogar zur Nebensache werden.
Beim gemeinsamen Training und einem herzlichen Austausch fühlst du dich besonders wohl.
Du fühlst dich bei Stafetten und Teambewerben besonders wohl, weil du dich gerne in den Dienst vom Team stellst. Dabei kannst du auch über dich hinauswachsen.

Das Leistungsmotiv – Herausforderungen meistern

Als leistungsmotivierter Sportler suchst du dir immer wieder Herausforderungen. Für dich stehen die Zeit und das Ergebnis im Vordergrund. Du möchtest dich stetig verbessern und dein Maximum ausreizen. Aber Achtung! Nur echte Herausforderungen aktivieren dein Leistungsmotiv. Zu leichte und zu schwierige Aufgaben sind gleichermassen demotivierend.
Du wächst über dich hinaus, wenn du dir herausfordernde Ziele gesteckt hast. Dabei geht es dir vor allem um deine persönliche Leistung. Die Chance auf einen neuen persönlichen Rekord kann dich im Wettkampf beflügeln.

Ziel erreichen
Herausfordernde Ziele und persönliche Leistung stehen bei einigen Läufern im Zentrum

Machtmotiv – Durchsetzen und beeinflussen

Du musst nicht gewinnen, du musst einfach besser sein als deine Gegner. Für einen machtmotivierten Sportler wie dich gibt es nichts Schöneres, als deine Gegner zu besiegen. Das gibt dir das Gefühl von Stärke und Anerkennung.
Wie der beziehungsmotivierte Sportler brauchst du andere Sportler um dich herum. Jedoch aus einem anderen Grund. Du übernimmst auch gerne Verantwortung und gibst dein Wissen in Laufgruppen weiter.
Im Wettkampf liebst du den Kampf Mann gegen Mann. Im direkten Duell kannst du die letzten Reserven „anzapfen“.

Freiheitsmotiv – Unabhängig sein

Du läufst am liebsten für dich und hängst ein wenig deinen Gedanken nach. Beim Laufen in der Natur geniesst du deine Freiheit und deine Unabhängigkeit.
Zu starre Rahmenbedingungen und Trainingspläne sind für dich ein Gräuel. Darum läufst du gerne alleine, weil du dich frei fühlst und dich selber verwirklichen kannst. Das Vertrauen in deine Fähigkeiten verleiht dir dabei Flügel.
Für welche Variante hast du dich entschieden? Das könnte dein dominierendes Motiv sein. Wie ich bereits erwähnte, ist das nur eine Annäherung. Herausfinden kannst du das nur mit einem projektiven Test.

Was motiviert?

Motivation entsteht, wenn ein Motiv angeregt wird oder ein Ziel für dich erstrebenswert ist. Motivation ist demzufolge ein „temporärer Zustand“ der „Energetisierung“, welche dir Handlungsenergie gibt. Diese wird so lange aufrechterhalten, bis das Motiv gesättigt oder das Ziel erreicht ist. Dann beginnt das Ganze wieder von vorne.
Wie stark deine Motivation ist, hängt davon ab, wie bedeutend und wichtig ein Ziel für dich ist und wie stark deine unbewussten Motive gesättigt sind.

Fazit

Gestaltest du dein Lauftraining nach deinen unbewussten Kraftquellen, macht es noch mehr Spass.
Kennst du dein Motivprofil und hast du das Unbewusste im Boot, ergeben sich für dich neue Möglichkeiten in Training und Wettkampf.
Du möchtest noch mehr über unbewusste Motive und den Sportmotivtest erfahren? Das kannst du hier tun oder du kontaktierst mich persönlich.
Nutze deine Möglichkeiten!
PS: Ich bin übrigens der Meinung, dass mit dem Unbewussten im Boot alles ein wenig einfacher geht.

Martin Feigenwinter ist Sport-Mentaltrainer und Olympionike im Eisschnelllaufen und bloggt auf feigenwinter.com. Er unterstützt Athleten dabei, am Tag X ihr volles Leistungspotenzial abzurufen. 
Athleten profitieren von seiner persönlichen Erfahrung aus 15 Jahren Leistungssport und als Sport-Mentaltrainer. Er ist zweifacher Olympiateilnehmer (1994, 1998) und mehrfacher Schweizermeister & -rekordhalter im Eisschnelllaufen. 1998 belegte er bei der Einzelstrecken-Weltmeisterschaft den 7. Rang über 10.000 Meter. Mit der gelaufenen Zeit schaffte er den Sprung in die Top 10 der Weltrangliste aller Zeiten.

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