Kategorien
Krafttraining Medical Corner

Läuferknie: Individuelle Behandlung

Läuferinnen und Läufer leiden nach jahrelanger sportlicher Betätigung oft an einem sogenannten «Läuferknie». Die damit verbundenen Schmerzen haben verschiedene Ursachen und erfordern eine individuelle Behandlung.

Autor: Dr. med. Martin Narozny, Leiter Medizin Medbase Zürich Löwenstrasse (Orthopädische Chirurgie FMH, Sportmedizin SGSM, Manuelle Medizin SAMM, Ultraschall SGUM)

Immer etwa zur gleichen Zeit, nach 15 bis 20 Minuten Lauftraining oder sogar schon etwas früher, wenn Sie bergauf laufen, treten an der Aussenseite des Knies Schmerzen auf. Oft verschwinden sie nach dem Trainingsende wieder. Dieses Leiden ist den Sportmedizinern gut bekannt: Es handelt sich um das sogenannte «Läuferknie». Die Schmerzen werden von der Entzündung einer anatomischen Struktur, des Tractus iliotibialis, verursacht. Genau genommen handelt es sich um eine Sehne, die sich über die Aussenseite des Oberschenkels bis zum seitlichen Schienbeinkopf erstreckt und über die Knochen des Kniegelenks gleitet. Wird dieses Gewebe zu stark beansprucht, treten Schmerzen auf.

Vielschichtige Ursachen

Einerseits kann das Problem auf eine Fehlstellung mit einer sogenannten Überpronation zurückgeführt werden. Beim Auftreten knickt dabei der Fuss nach innen ein, was indirekt zu einer Knierotation führt.  Der Tractus iliotibialis wird dadurch angespannt, wodurch Reibung zwischen Knie und Sehne entsteht. In anderen Fällen entsteht der Schmerz durch eine schlechte axiale Stabilität des betroffenen Beines. Dadurch wird dieselbe Kettenreaktion ausgelöst: Das Knie knickt nach innen, die Sehne wird angespannt, was zu einer Entzündung auf der Aussenseite des Knies führen kann.
Diese Überbelastungen sind jedoch nicht die einzige Ursache für das Läuferknie: Der Schmerz kann auch von einer Sehnenverkürzung wegen ungenügender Dehnung des Tractus iliotibialis an der Oberschenkelaussenseite herrühren. Schliesslich kann der Schmerz an der Aussenseite des Knies seinen Ursprung auch in einer ungenügenden Rumpfmuskulatur haben, unter anderem der Bauch- oder Rückenmuskeln. Eine solche Schwäche der Rumpfmuskulatur führt dazu, dass die Strukturen weiter unten im Bereiche der Hüft- und Kniemuskeln überbeansprucht werden. Das ist wie bei einer Pflanze, welche einen zu schwachen Stiel hat und bei starkem Wind dann die Wurzeln überstrapaziert werden.

Wahl einer individuellen Behandlung

Das Läuferknie entsteht meist aus einer Kombination verschiedener Ursachen. Darum ist es wichtig bei jedem Patienten individuell abzuklären, welche Gründe dazu geführt haben. Ist die Überpronation dafür mitverantwortlich, können eine Schuheinlagenversorgung und geeignete Laufschuhe eine therapeutische Massnahme sein. Ist der Tractus iliotibialis verkürzt oder die Beinachsenstabilität vermindert, dann ist es an der Physiotherapie die entsprechenden Übungen zur Dehnung und zur Stabilisierung zu instruieren und durchzuführen.
Die Prognose der Therapie beim Läuferknie ist gut. Wesentlich ist aber, dass die individuellen Ursachen erfasst werden. Dazu ist die Abklärung bei einem Spezialisten, wie z.B. einem Sportarzt unerlässlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.