Wenn ich an der Startlinie stehe, stehe ich dort oft in der festen Absicht, etwas verhaltener zu starten. So weit die Absicht. Aber dann ist da ja noch das in mir steckende Wettkämpfer(d)chen. Kaum sieht es die weiße Linie am Boden, wird es so wild, als öffnete sich auf der Pferderennbahn endlich die Startbox, während sich von hinten ein Rudel Wölfe nähert.
„Lauf die erste Hälfte langsamer!“ lauten die immer wieder erinnernden (oder mahnenden) Worte aus den Mails meines running.COACH. Und ich versuche es. Aber wenn dann die Beine erst einmal in Bewegung sind, läuft es anders. Dabei fühlt sich auch alles super an – bis zu diesem Punkt. Der Punkt, an dem die eigene Geschwindigkeit nicht mehr mit der Anzeige auf der Uhr in Übereinstimmung zu bringen ist. Oder die an mir vorbeilaufenden Gegner mit meinem Läuferego.
Okay, mit meiner „Strategie“ habe ich nicht immer falsch gelegen. Und damit meine ich nicht bloss die erfolgreiche Steigerung der Laktatkonzentration in meinen Oberschenkeln, sondern vielmehr auch meine durch den running.COACH verbesserten Laufzeiten. Aber vielleicht geht es doch ein bisschen taktischer, um so schneller ans Ziel zu kommen. Insbesondere bei den Läufen, bei denen das Wort Wettkampfdistanz auch Sinn macht.
Mit dem Plan in der Tasche, endlich mal die zweite Hälfte schneller zu laufen, stand ich also im Startblock für einen 10 Meilen Lauf. Diese Distanz bin ich zuvor noch nie gelaufen, so war der Kopf frei für Experimente. „Lauf wenigstens den ersten Kilometer langsam“, gehorchte ich und riss am virtuellen Zaumzeug meines Wettkämpfer(d)chens. Das war geschafft. Leider lag mein Tempo dann aber auch in Kilometer zwei etwas am Boden, aber nach oben zu korrigieren fällt mir ja leicht.
Dann war es soweit. Ich hab diejenigen mich wieder sehen lassen, die vor mir losgeprescht sind und meine Position stetig verbessert. Wichtiger war aber, dass ich auch mein Tempo noch anziehen konnte. Also doch: Wer langsam (los)läuft, kommt auch ans Ziel.
Am nächsten Tag erhalte ich die Mail vom Coach: „Gut so. Aber ein bisschen schneller hättest du am Anfang schon laufen können!“
by Sven Mückenheim
Eine Antwort auf „Langsam schneller!“
Hallo Sven,
so wie Dir geht es wohl den meisten Läufern von uns. Ich habe auch das Kopfproblem und laufe schneller los. Normal steht am Sonntag in einer Woche mein Saisonhöhepunkt, ein schneller 21er um 95 Minuten an. Aufgrund anhaltender gesundheitlicher Beschwerden habe ich mich dazu entschlossen diesen trotzdem zu Laufen, aber mal die ersten 10 km langsamer zu beginnen.
Bin mal gespannt, was daraus wird.
Gruß Kai