Für eine gute Zeit gab es keinen besseren Zeitpunkt als dieses Jahr. Das Wetter war erstklassig – wie auch das Starterfeld mit diversen top Läufern aus der ganzen Welt. Schliesslich wurden im selben Rennen auch die Langdistanz-Berglaufweltmeisterschaften ausgetragen. Natürlich musste ich dadurch meine Ambitionen auf eine Top10-Klassierung begraben. Dafür hatte ich diverse Pacemaker, an deren Fersen ich mich heften konnte.
Meine Vorbereitung für diesen Wettkampf habe ich im November 2011 mit Hilfe von running.COACH begonnen. Nebst dem GP Bern war es der zweite Saisonhöhepunkt in diesem Jahr. Obschon ich bereits früher mit online Trainingsplanung begonnen habe, wusste ich nicht, ob das System von running.COACH die erhoffte Leistungssteigerung bringen würde. Ich habe den Machern Christian und Valentin Belz, Viktor Röthlin und Markus Ryffel hinter der Trainingsplanung mein Vertrauen geschenkt. Wieso sollte ich das nicht? Natürlich wartete ich gespannt auf meine Zeit am GP Bern: 52:40 min, gut 40 sec schneller als meine bisherige Bestzeit! Ich war glücklich und definitiv von der Professionalität der Software überzeugt. Hinterfragt habe ich die Philosophie nie gross. Ich war froh, mich mit keinen Makrozyklen usw. befassen zu müssen. Genial waren jeden Tag die motivierenden Worte wie „heute kannst du nur zu schnell laufen“ oder „du schaffst das“. Nun ja, jetzt muss ich aufhören zu schwärmen, schliesslich stand ich relativ nervös an der Startlinie in Interlaken. Das konnte mir auch running.COACH nicht nehmen. Eine gewisse Nervosität muss sein. Im Hinterkopf wusste ich um meine Form, obschon ich mir 3 Tage vorher einen leichten grippalen Infekt holte. Mit viel Schlaf und zusätzlicher Zink/Vitamin C Bombe war ich glücklicherweise wieder fit, das Kopfweh und der trockene Hals waren am Sonntag wieder verschwunden.
Pünktlich zum Startschuss um 09.00 Uhr zeigte sich auch die Sonne in Interlaken. Ein kleiner „Flirt“ mit Musikstar Luca Hänni und dann hallte auch schon der Startschuss in meinen Ohren. Kilometer für Kilometer schaute ich schön auf meine Uhr, 3:20 bis 3:30 Pace war optimal. Die Verpflegung bis zur Steigung in Lauterbrunnen stellte mein „Ziehvater“ Hämpu Rhyser persönlich sicher, notabene per Fahrrad und mit offizieller Bewilligung der Rennleitung, bevor im zweiten Abschnitt meine Frau einsprang. Es ist ein Privileg, jederzeit seine eigenen Gels und ein isotonisches Getränk zu bekommen. Bis zum Halbmarathon in Lauterbrunnen bewegte ich mich immer etwa zwischen Rang 14 und 19. Km 21 passierte ich wie etwa programmiert in 1:16.55 h, es lief mir sehr gut. Den Split Lauterbrunnen – Wengen brachte ich in 44.07 min hinter mich, das bedeutete Rang 18. in Wengen. Von da an plagten mich leider Leistenprobleme. Ich konnte mich jedoch immer noch recht passabel in der ewigen Steigung in Richtung Wixi halten. (44.17 min und 36. Zeit). Auf dem letzten, steilen Teilstück, der Moräne, musste ich nochmals leiden. Da jedoch etwa 99% auf Marschieren umstellen (inkl. mir) musste ich nur etwa 2 – 3 Läufer vorbeiziehen lassen und konnte mich dann in Richtung Ziel stürzen. Meine Kompressionsbekleidung von Skins hat mich erfreulicherweise vor Krämpfen verschont. Entkräftet, aber trotzdem glücklich über die Endzeit von 3:16.19 h durfte ich mich im Ziel feiern lassen, 7 Minuten schneller denn je. Gern hätte ich den Jungfrau-Marathon in 3:15 h bewältigt, sich als 25 bester Marathon-Bergläufer der Welt nennen zu dürfen, ist aber auch eine grosse Genugtuung. Nun geniesse ich die wohlverdiente Pause, wie von running.COACH vorgegeben – ohne schlechtes Gewissen. „Kein Training – Erholung“!