Der Australier Derek Clayton ist am 17. November 1942 in England geboren und in Nordirland aufgewachsen. In seinem Leben hat er zweimal den Marathon-Weltrekord verbessert. Er war der erste Mensch, der die 42,195 Kilometer unter 2 Stunden 10 Minuten und unter 2 Stunden 9 Minuten gelaufen ist. Der erste dieser Meilensteine in der Laufgeschichte erreichte er 1967 beim Fukuoka Marathon, wo er nach 2:09:33 die Ziellinie überquerte. Zwei Jahre später lief er noch schneller. Und zwar ziemlich genau eine Minute: Die Zeit von 2:08:34, die er am 30. Mai 1969 in Antwerpen aufgestellt hatte, sollte danach 12 Jahre Bestand haben. Gebrochen wurde dieser Fabelrekord erst 1981 von Claytons Landsmann Robert de Castella (wiederum beim Fukuoka Marathon).
Zuerst war Clayton über kürzere Distanzen an den Start gegangen. Er lief vor allem Wettkämpfe über die Meilen-Distanz. Sein nicht überragendes Höchsttempo liess ihn bald einsehen, dass er auf den Mittelstrecken nie an den australischen Überläufer Herb Elliot herankommen würde. Deshalb versuchte er sich in der Folge auf längeren Distanzen. Zuerst über 5000m auf der Bahn, bis er im Marathon seine Bestimmung gefunden hatte. Bereits in seinem ersten ernsthaften Marathon-Rennen 1965 lief er australischen Rekord. Später würde er schreiben: „Plötzlich war ich die Nummer eins in etwas, in dem ich nie geplant hatte, herauszustechen. Ich hatte den Beweis, dass ich nicht meine Zeit verschwendete. Nach Jahren des Suchens hatte ich meine Distanz gefunden.“
Clayton ist nicht nur wegen seinen bahnbrechenden Leistungen über die Marathon-Distanz interessant, sondern auch wegen seiner Trainingsmethoden. Sein Training war vor allem: sehr hart und umfangreich. Eine typische Trainingswoche sah bei Derek Clayton nämlich so aus:
Derek Clayton’s Trainingswoche | ||
Morgen | Nachmittag | |
Mo | 8-11km leicht | 27km schnell |
Di | 8-11km leicht | 19km mittel |
Mi | 8-11km leicht | 22km schnell, mit Steigung |
Do | 8-11km leicht | 22km schnell, mit Steigung |
Fr | 8-11km leicht | 16km leicht |
Sa | 7km | 40km in 2h20min |
So | 27-32km mit Steigung | 16km mittel |
(Quelle: Noakes Timothy, Lore of Running, Kapstadt 42003, 409)
Dieses Trainingsprogramm entspricht extremen Wochen-Umfängen. Clayton hat regelmässig zwischen 192 und 256 Kilometern pro Woche trainiert, mindestens zweimal sogar über 320 Kilometer in der Woche. Dieses sehr harte Programm ging nicht ohne Spuren am Athleten vorbei. Clayton war oft verletzt und musste sich mehreren Operationen unterziehen (alleine vier an seinen Achillessehnen). Seine besten Leistungen gelangen ihm nach langwierigen Pausen wegen ernsthaften Verletzungen. Das sind alles Hinweise darauf, dass Clayton zu viel und zu hart trainiert hat – und dass er unter Umständen noch besser gewesen wäre, wäre er vernünftiger mit seinem Körper umgegangen. 1980 schrieb er: „Unglücklicherweise habe ich meine Verletzungen nicht beachtet, ich habe sie herausgefordert. Jetzt würde ich einer Verletzung den Respekt zeigen, die sie verdient. Ich würde pausieren, daran arbeiten, und wenn es sein müsste, das Laufen unterbrechen, bis sie geheilt ist. Mit dieser Einstellung in meiner Aktivzeit wäre ich ein paar Male weniger auf dem Operationstisch gelegen.“