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Motivation

Anna Hahner am Berlin Marathon

Weil die beiden Erfolgsgeschichten der Schweizer Christian Kreienbühl (2:13:57, Olympia-Limite geschafft) und Adrian Lehmann (2:15:08, PB um mehr als zwei Minuten verbessert) am Berlin Marathon sehr beliebt waren, lassen den Mega-Event noch einmal hochleben. Dieses Mal hat uns Anna Hahner, die aktuell schnellste Marathon-Läuferin Deutschlands, Auskunft über ihre ganz persönliche Marathon-Reise durch die Hauptstadt gegeben.

1. Du bist in Berlin als beste Deutsche und 13. Frau ins Ziel gelaufen, die 2h30-Marke hast Du knapp verpasst – bist du zufrieden?
Ich bin mit sehr großen Erwartungen in das Rennen gegangen. Ich wollte nicht nur die Olympia Norm von 2:28:30h laufen, sondern sogar meine Bestzeit von 2:26:44h unterbieten. Bis zum Halbmarathon lief alles nach Plan, dann hat es mir plötzlich den Stecker gezogen. Von daher bin sehr enttäuscht aber nicht niedergeschlagen. Dieter Baumann hat mal nach einem total verkorksten 5000m Rennen gesagt „Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären.“ Wichtig ist, dass ich aus dieser Erfahrung lerne, denn dann hatte sie ihren Sinn und wird mich stärker machen.

Enttäuschung im Ziel: Anna Hahner in Berlin.
Enttäuschung im Ziel: Anna Hahner in Berlin. Copyright: BMW AG.

2. Wie lief deine Vorbereitung, was waren die Schlüsselwochen und -einheiten und wie sorgst du dafür, dass du am Tag X das Training umsetzen kannst?
Meine Vorbereitung auf den Marathon verlief sehr gut. In den Schlüsselwochen bin ich bis zu 230km gelaufen, insgesamt bin ich vor dem eigentlichen Marathon in Berlin zwei Mal die Marathondistanz sowie zwei weitere 40km Läufe im Training gelaufen. Wichtig ist, dass der Körper vor dem Marathon ausgeruht und voller Energie ist. Es muss überall Kribbeln und man muss sich wie ein Rennpferd fühlen, das endlich aus der Box rennen möchte.

3. Kannst du uns kurz durch deine 42km in Berlin begleiten?
Ich habe mir den Marathon in 9 Abschnitte unterteilt, 8x5km + 1×2,195km. Somit hat sich die zu laufene Distanz gar nicht mehr so lang angefühlt. Für jeden Abschnitt habe ich mir einen Ohrwurm überlegt, der mich im Kopf begleitet hat und mir geholfen hat, fokussiert und konzentriert zu sein. Die positive Energie sauge ich auch von den vielen Zuschauern an der Strecke auf. Vor allem im zweiten Streckenteil, als die Beine nicht mehr so wollten, wie ich will, hat es mir total geholfen, dass mich die Zuschauer angefeuert und unterstützt haben.

4. Wie erholst du dich vom Marathon und was sind deine nächsten Ziele?
Die Nacht nach dem Marathon habe ich durchgetanzt. Ich dachte mir, die Beine fangen erst an weh zu tun, wenn ich im Bett liege, also habe ich den Moment so lange wie möglich heraus gezögert. Auch wenn der Marathon nicht so verlief, wie ich es mir vorgestellt hatte, habe ich hinterher gefeiert. Monate und Wochen im Vorhinein haben sich all meine Gedanken fast ausschließlich um diesen einen Tag gedreht, und plötzlich ist er vorbei. Am nächsten Tag bin ich dann für eine Woche in den Urlaub geflogen, um abzuschalten, Energie zu tanken und sich auf neue Herausforderungen zu freuen. Mein großes Ziel sind und bleiben die Olympischen Spiele in Rio. Ich werde im Frühjahr die Chance nutzen, mich dafür zu qualifizieren.

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Oft zusammen unterwegs: Anna mit ihrer Zwillingsschwester Lisa. Copyright: Moritz Schleiffelder

5. Du bist selbst durch einen Vortrag von Joey Kelly zum Laufen gekommen. Wie fühlt es sich an, wenn dir Menschen schreiben, dass du eine Inspiration für sie bist?
Es ist ein großartiges Gefühl zu wissen, dass ich Menschen mit meinem Laufen erreichen und etwas bewegen kann. Ich habe unheimlich viel Feedback nach dem Berlin Marathon bekommen von Menschen, die durch meinen Lauf inspiriert und motiviert wurden. Ich möchte meine Leidenschaft fürs Laufen weitergeben. Daher haben wir auch Ende letzten Jahres den Hahnertwins Club gegründet. Wir haben mittlerweile 120 Mitglieder, die super aktiv und motiviert sind. Der Austausch in der Facebook Gruppe ist gigantisch und beim Frankfurt Marathon wird es sogar eine Club-Staffel geben.

Zur Person: Anna Hahner ist mit ihrer Zwillingsschwester Lisa und drei weiteren Geschwistern auf einem Bauernhof in einem 300-Seelen-Dorf in der von Vorderrhön aufgewachsen. Bewegung an der frischen Luft war für die Zwillinge von klein auf etwas ganz Natürliches. Mit 17 Jahren sind Anna und Lisa durch einen Vortrag von Ex-Kelly-Family-Star Joey Kelly zum Laufen gekommen. In der Zwischenzeit 25-jährig, haben sich die „Hahnertwins“ mit Marathon-Bestzeiten von 2:26:44 (Anna, aufgestellt 2014 in Berlin) und 2:30:17 (Lisa) zu den ambitioniertesten Langstrecken-Läuferinnen Deutschlands entwickelt.

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