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Motivation running.COACH

Barbara Lüscher-Hegnauer – running.COACH Teammitglied

Ich habe es geschafft! Am Sonntag, 24. August lief ich am Thuner Stadtlauf ohne Krise und sogar ein kleines bisschen schneller als angenommen über die Ziellinie. Aber der Reihe nach:

Barbara unterwegs mit der superbequemen Brooks Running Ausrüstung

Am Tag vor dem Lauf sprach mich ein Kollege auf meine Teilnahme an und wollte wissen, wie lange ich denn für einen Kilometer brauche. Als ich ihm meine Pace von ca. 7 Minuten nannte, äusserte er sich freundlicherweise in die Richtung: das ist aber nicht gerade schnell, oder? Zum Glück war ich schlagfertig genug, ihm zu antworten, dafür würde ich 10,75 km am Stück durchhalten… Seine Frage brachte mich ins Grübeln. Hätte ich mich mit meinem (Schnecken-)Tempo gar nicht erst für den Lauf anmelden sollen? Wäre die Strecke über 5,75 km für mich geeigneter gewesen? Aber nein, mein Ziel beinhaltete ja von Beginn weg die Bewältigung von 10 km, also kam nur der Start auf der langen Strecke in Frage. Die Wetterbedingungen am Sonntag waren hervorragend. Nicht zu heiss, nicht zu kalt und zur Abwechslung für einmal nicht nass. Hier der Detailbericht:
Ich beschliesse, im Startbereich zwar die App des running.COACH zu starten, damit mein Lauf aufgezeichnet wird, doch mein iPhone versenke ich am Rücken in der Tasche meiner Laufhose. Ich will das Ambiente geniessen und meine Umgebung nicht durch Ohrhörer wahrnehmen. Auch traue ich mir zu, die immer etwa gleich schnell gelaufene Zeit pro Kilometer im Gefühl zu haben.
In Thun angekommen suche ich die Garderobe im Parkhaus auf und ziehe mich um. Vor dem Gebäude treffe ich auf mir bekannte Gesichter. Ich esse eine Banane und komme mir dabei schon ziemlich exotisch vor. Um mich herum schwören die einen auf spezielle Riegel, andere auf irgendwelche Würfel. Na ja, das ist definitiv nicht der Zeitpunkt für Experimente!
Nach dem Einlaufen halte ich im Startgelände Ausschau nach Hinweisen über die Art des Starts. Vom 5,75km-Lauf, der 30 Minuten vor uns begann, stehen am Rand noch Schilder mit ungefähren Laufzeiten. Die Läufer sind wohl dementsprechend im Startsektor eingestanden. Zugeordnete Startblöcke gab es nämlich nicht. In der Annahme, dass es einen schnellen Start geben wird, reihe ich mich ziemlich hinten ein. Und dann geht es also los. Nach dem Countdown passiert erst einmal gar nichts. Nach kurzer Zeit beginnen sich weit vorne die Läufer auf und ab zu bewegen. Und allmählich bin auch ich an der Reihe, einen Fuss vor den anderen zu setzen. Ich laufe über die Startlinie und weiss, dass ab jetzt meine Zeit gemessen wird. Und wie die Sache abgeht! Jeder und jede spurtet, als wäre er oder sie auf der Flucht! Ich weiss aus Erfahrung von den absolvierten Nordic-Walking-Läufen, dass ich mich zurückhalten muss. Lieber später noch aufdrehen können. Das Feld zieht sich im Nu sehr weit auseinander. Schon nach kurzer Zeit habe ich viel Platz um mich herum. Nach den ersten zwei Kilometern habe ich mich bereits ziemlich klar in meiner Position eingereiht. Die Zuschauer feuern uns an und schreien eifrig „Hopp, hopp!“. Na ja, schneller will und kann ich im Moment nicht laufen.

Barbara unterwegs am Thuner Stadtlauf

In den Quartierstrassen stehen nur noch wenige Leute vor ihren Häusern. Ich höre, wie ein Kind zu seinen Eltern sagt: „Gell, das ist jetzt sicher die letzte Läuferin“. Nein, möchte ich antworten, hinter mir kommen ganz klar noch weitere Läufer und erst dann das Besen-Fahrrad! Ein Helfer, der an einer Wegkreuzung steht, ruft mir und der Läuferin vor mir zu: „Super, weiter so, das ist euer Rhythmus, das sieht gut aus!“. Das ist mal ein Satz, der gut tut. Genau die Bestätigung, die ich in diesem Moment brauche. Ja, es ist MEIN Rhythmus, meine Pace, auch wenn ich damit weit hinten unterwegs bin.
Zwischen km 4 und 5 steht unser Sohn am Strassenrand und läuft einige Meter mit. Das motiviert für die zweite Streckenhälfte. Ich komme wieder in die Innenstadt und staune, wie viele Helfer dafür sorgen, dass die Autofahrer vorübergehend anhalten und ich meine Linie ziehen kann. An dieser Stelle gehört diesen fleissigen Frauen und Männern ein dickes Dankeschön!
Da ich die Stadt Thun natürlich gut kenne, weiss ich, was nun auf mich wartet. Die Strecke führt mich Richtung Schlossberg. Ganz in der Nähe befindet sich das Zielgelände und ich bin mir bewusst, dass die ersten Läufer bereits dort angekommen sind… Direkt vor der Treppe, die hinauf auf den Schlossberg führt, steht eine Gruppe „Treichler“ und demonstriert ihr Können. Mensch, ist das laut! Ich finde meinen Rhythmus auf den Treppenstufen und geniesse von oben den Blick über die Dächer der Stadt. Hier hat es keine Zuschauer, sondern lediglich ein paar Touristen, die auch diese Aussicht für sich festhalten wollen. So, die Steigungen habe ich damit geschafft und bin froh, dass ich in den Trainings nicht nur flache Strecken gelaufen bin!
Weiter geht’s an das Aarebecken zum Quai. Dort ist die Strecke zur Hälfte abgesperrt. Während ich in Richtung Hünibach laufe, kommen mir auf der anderen Seite der Absperrung die Läuferinnen und Läufer entgegen, die diese Runde bereits absolviert haben. Es ist spannend, die verschiedenen Laufstile zu beobachten. Aber huch, einige dieser Sportler wirken ziemlich abgekämpft und extrem verbissen. Mir geht es gut. Ich spüre zwar, dass ich schon eine Weile unterwegs bin, aber alles ist im grünen Bereich. Ich lasse die Quartiere in Hünibach hinter mir und mache mich entlang des Thunersees auf den Rückweg nach Thun. Und wieder weiss ich aus meinen früher absolvierten Läufen: nur ja nicht zu früh zum Endspurt ansetzen, sonst wird diese Teilstrecke zur Qual statt zum Genuss. Ich halte mich also zurück, spule Meter um Meter ab und lächle in die Kamera des am Boden sitzenden Fotografen, denn ein Blick auf meine Armbanduhr lässt mich erahnen, dass ich die angepeilte Zeit leicht unterbieten könnte. Ich nähere mich immer mehr der Tafel, die die Aufschrift „10 km“ trägt und mich damit in die letzten 750 m einweist. Hier sind jetzt die Zuschauer in der Überzahl verglichen mit den nur noch wenigen LäuferInnen, die unterwegs sind. Die letzen Meter durch die Hauptgasse zum Zielbogen scheine ich zu fliegen. Ich gebe alles und geniesse einfach. Es ist geschafft!

Barbara auf der Zielgeraden nach 10.75 Kilometern

Ein paar Stunden später erhalte ich die SMS mit meiner definitiv gelaufenen Zeit von 1:11:37.0 und die Angaben zur Platzierung. Diese Zeit bringt mich auf den 287. Rang insgesamt und auf den 91. Rang in meiner Kategorie F40. Abends will ich doch noch wissen, was das jetzt heisst und konsultiere die Ranglisten im Internet. Da kommt die Ernüchterung. Ganze 20 LäuferInnen erreichten noch NACH mir das Ziel. Und in meiner Kategorie bin ich gerade mal Letzte! Das dämpfte ein bisschen die Freude und Genugtuung. Und doch: ich bin 10,75 km am Stück gelaufen und hatte am nächsten Tag nicht einmal Muskelkater. Ich habe mich sauber auf den Lauf vorbereitet, regelmässig trainiert und weiss, was ich beim nächsten Mal anders machen werde: schneller laufen :-)!
Das führt mich zu meinen weiteren Zielen. Ich möchte nicht längere Läufe absolvieren, denn längere Trainingseinheiten haben in meinen Tagesabläufen einfach keinen Platz. Mir gefällt diese Distanz, ich möchte aber etwas schneller werden. Ich fragte Valentin Belz, wie ich das erreichen kann. Er gibt mir die folgende Antwort.
1. Massnahme: Anzahl Trainings erhöhen. Über einige Wochen stabilisieren.
2. Massnahme: Die Trainings um 5-10% verlängern (z.B. 55 statt 50 Minuten). Stabilisieren.
3. Massnahme: Erst jetzt damit beginnen, die Läufe um 5-10% schneller zu absolvieren.
Tja, zum Glück habe ich ja den running.COACH, der mir dabei behilflich ist. Eine vierte Trainingseinheit pro Woche liegt momentan nicht im Bereich des Möglichen, also beginne ich mit der 2. Massnahme. Nur, auch das ist aktuell gerade nicht möglich. Mein Immunsystem verlangt momentan von mir, sämtliche sportlichen Aktivitäten fallen zu lassen, die beruflichen To-do-Listen auf ihre Priorität hin zu überprüfen und möglichst viel daraus zu streichen. Ich huste die halbe Nacht lang und schleppe mich entsprechend fit durch die Tage. Ich mache nur das Nötigste und versuche, mich raschmöglichst aufzupäppeln, denn am Wochenende beginnen bei uns bereits die Herbstferien und wir verreisen für 10 Tage nach Südfrankreich. Wärme und hoffentlich etwas Sonne werden mir helfen, meinen Akku wieder zu laden!

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