Vor rund 4 Monaten ging die erfolgreiche Karriere von Marathonläufer Viktor Röthlin mit einem 5. Rang an den Europameisterschaften in Zürich zu Ende. In seinem letzten Rennen konnte er nochmals in die europäische Elite laufen und ein weiteres Top-Ergebnis seinem ohnehin schon beachtlichen Palmares hinzufügen: Viktor wurde Europameister in Barcelona (2010) und Vize-Europameister in Göteborg (2006), errang eine Bronzemedaille an den Weltmeisterschaften in Osaka (2007) und lief an den Olympischen Spielen von Peking (2006) als erster Weisser auf den 6. Rang.
Während 25 Jahren drehte sich alles um deine ein bis drei Trainingseinheiten pro Tag. Wie erleichtert warst du, als der Startschuss für dein letztes Rennen fiel?
Ich war überhaupt nicht erleichtert, sondern nochmals zu 100% fokussiert. Die Ausgangslage vor dem Startschuss war klar, auch mit fast vierzig Jahren war es immer noch möglich eine Medaille zu gewinnen. Meiner Meinung nach eine geniale Ausgangslage für mein letztes Rennen als Profiläufer.
Wie zufrieden bist du – jetzt mit etwas Distanz betrachtet – mit deinem letzten Rennen?
Ich empfinde Stolz als Fünfter durchs Ziel gerannt zu sein. Die EM in Zürich hat mir aber auch aufgezeigt, dass eine neue Generation europäischer Marathonläufer bereit steht. Insbesondere von Daniele Meucci erwarte ich in den nächsten Jahren einiges. Er war am Tag X wirklich bereit und ich habe Freude daran, dass er mein Nachfolger als Marathon Europameister geworden ist.
Wie hat sich dein Alltag seither verändert? Wie sieht ein normaler Tag von Viktor Röthlin aus?
Mein Alltag hat sich insofern verändert, dass ich nun nicht mehr alles rund um mein Training herum plane, sondern ich mir ab und zu bewusst Zeit nehmen muss für etwas Sport und Bewegung. In einer ersten Phase hatte ich wenig Lust auf Bewegung. Bald aber merkte ich, dass ich eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit bzw. bewegter Freizeit brauche. Mittlerweile bin ich bei einem guten Lebensrhythmus angekommen.
Welches sind deine neuen beruflichen Herausforderungen?
Mit meiner Firma VIKMOTION bewegen wir Menschen. Sei dies beim bewegten Mitarbeiterevent vor dem Weihnachtsessen oder bei Laufkursen und -seminaren. Weiter werde ich sehr häufig als Referent gebucht. Dort stellt sich mir nun die Herausforderung, dass ich nicht mehr aus der Sicht des aktiven Sportlers die Zuhörer zu begeistern versuche, sondern in meiner neuen Rolle als Bewegungsspezialist. Weiter lancierten wir in diesem Jahr ja einen eigenen Halbmarathon. Der SWITZERLAND MARATHON light war mit über 4’000 Finishern ein Riesenerfolg. Am 6. September 2015 steht nun bereits die zweite Austragung an. In den letzten Wochen haben wir all die Feedbacks der ersten Austragung ausgewertet. Und nun sind wir daran diese in den nächsten Event einzubauen. Und natürlich gibt es auch immer mal wieder Herausforderungen bei der Erstellung der Trainingspläne von running.COACH, die Produktmanager Valentin Belz gerne mit mir besprechen will.
Wie häufig pro Woche schnürst du deine Laufschuhe momentan? Wie viel Zeit findest du, um deinem neuen Hobby (früher Beruf – jetzt Hobby) zu frönen?
Je nach Wetter laufe ich drei bis viermal die Woche. Immer mehr trifft man mich aber auch auf den Inlineskates, dem Mountainbike oder den Langlaufskis an.
Welches sind die wichtigsten Eigenschaften, die ein Läufer für eine erfolgreiche Karriere mitbringen muss?
Geduld, Ausdauer, Freude und einen robusten Körper!