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Christian Kreienbühl im Interview

Dem Schweizer Christian Kreienbühl ist am Sonntag am Berlin Marathon ein Exploit gelungen. Am wohl schnellsten Marathon der Welt hat er seine persönliche Bestzeit um mehr als anderthalb Minuten gesenkt. Die Ziellinie überquerte er in 2:13:57 – und blieb damit drei Sekunden unter der Olympia-Limite für Rio 2016. Christian beantwortete uns nach dem bisher grössten Erfolg seiner Karriere vier Fragen.

Christian, zuerst herzliche Gratulation zu deinem Exploit und der Olympialimite am Berlin Marathon! Du hast deine PB pulverisiert. Wie lief deine Vorbereitung auf Berlin? Hast du etwas Neues gemacht?
Ich habe mich im Sommer zehn Wochen lang in drei Trainingslager-Blöcken im Engadin vorbereitet. So lange wie noch nie zu vor. Ansonsten haben wir auf Altbewährtes zurück gegriffen und nur an kleinen Schräubchen ganz wenig gedreht. Es braucht auch einfach viel Geduld beim Marathon-Training.

Was waren die Schlüssel für dein unglaubliches Resultat – die 2:13:57?
Das Resultat war nur möglich, weil in der Vorbereitung fast alles ideal lief. Ich war Seit März beispielsweise nie krank oder verletzt. Dass dann am Tag X auch Wetter, Wind, Verpflegung, Tagesform und Taktik stimmten, machte den Erfolg perfekt.

ckrberlin
Alles hat gepasst: Christian Kreienbühl am Berlin Marathon 2015.

Kannst du uns kurz mitnehmen auf deine 42km durch Berlin?
Ich hatte erst beim Brandenburger Tor daran zu glauben begonnen, dass die Limite drin liegt. Ich wusste, dass es von dort aus mit einer 2:12:5x Zwischenzeit noch reichen könnte. So war es dann auch. Vorher habe ich beim Halbmarathon und bei den 5 km-Abschnittszeiten zwar über den ungefähren Rückstand Bescheid gewusst, welcher auch bei 30 km noch 47 Sekunden betrug. Ich versuchte positiv zu bleiben. Das heisst nicht zu rechnen, sondern mich am guten Laufgefühl zu freuen und die Uhr zu ignorieren. Ab Kilometer 30 habe ich gar nicht mehr auf die Uhr geschaut und bin nur noch gesprintet. Da habe ich mich mit vielen positiven Emotionen der letzten Monate und dem Gedanken an eine mögliche tolle persönliche Bestleistung motiviert. In den Kurven (wo der Laufrhythmus gebrochen wird), habe ich jeweils kurz an Rio gedacht. Erst unter dem Brandenburger Tor ging dann der Blick wieder auf die Uhr und von dort auf den vor mir laufenden Deutschen Julian Flügel. Ich wusste euphorisiert, dass das Undenkbare nun tatsächlich möglich sein könnte. Wer hätte im April in London gedacht, dass mir die etwas schmerzliche Erfahrung des schwachen Schlussspurts (Endzeit 2:17:00 – statt 2:16:59) gestern helfen konnte unter 2:14:00 zu bleiben!

Wie erholst du dich vom Marathon und was sind deine nächsten Ziele?
Jetzt geniesse ich vier Wochen ohne Laufen. Und je nach Lust und Laune beginne ich in ca. zwei Wochen mit lockeren Rennrad- und/oder Bike-Ausfahrten. Darauf freue ich mich schon jetzt! Ich habe noch keine Ahnung, wie es nachher weitergeht. Mein Planungshorizont hat an der Ziellinie in Berlin geendet. Nächstes Jahr findet im Juli erstmals eine Halbmarathon-EM (inkl. Team-Wertung) statt. Dafür müsste ich noch eine Limite unterbieten. Ich bin ja auch noch nicht selektioniert für Rio: Es besteht die Möglichkeit, dass ich von anderen Schweizern aus dem Team „gedrängt“ werde. Ausserdem muss ich gemäss Selektionskonzept meine Leistung im Frühjahr noch bestätigen (NICHT notwendiger Weise mit einem Marathon). All dies könnte Einfluss auf meine Planung im 2016 haben.

Ein ausführlicheres Interview gibt es auf der Webseite des Kreienbühl-Fanclubs zu lesen.

Zusammen mit Viktor Röthlin und Tadesse Abraham war Kreienbühl 2014 für Team-Bronze an der Heim-EM besorgt.
Zusammen mit Viktor Röthlin und Tadesse Abraham war Kreienbühl 2014 für Team-Bronze an der Heim-EM besorgt.

Zur Person: Christian Kreienbühl ist 34-jährig. Er wohnt in Rüti (Kanton Zürich) und startet für den LV Oerlikon. Interessant ist seine Karriere: Nachdem er bis 2000 regelmässig und ambitioniert gelaufen ist, hat er von 2001-2006 kein Lauftraining absolviert. Erst vor neun Jahren hat Kreienbühl das Lauftraining wieder aufgenommen und seither vor allem auf die Marathon-Distanz gesetzt. 2014 gewann er mit dem Schweizer Marathon-Team die Bronzemedaille an den Europameisterschaften in Zürich. Er hat bisher 14 Marathons und rund 42000 Trainingskilometer absolviert, ist 68kg schwer bei 186cm Körpergrösse. Neben seinem Läufer-Dasein arbeitet er 50% als IT-Projektleiter.

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