Ob ein Läufer besser mit oder ohne orthopädische Einlagen rennt, wird immer wieder in Laufmagazinen erörtert und beurteilt. Klar ist, dass das Tuning mit speziellen Einlagen bei Läufern immer beliebter wird. Die in den Laufschuhen vorhandenen Originaleinlagen sind kaum anatomisch geformt und erfüllen keine wesentlichen Funktionen.
Nachgerüstete Laufschuheinlagen, welche in Sportgeschäften erworben werden können, verfügen meist über Zusatzfunktionen, wie eine verbesserte Dämpfung. Anatomische Varianten werden hierbei jedoch nicht berücksichtigt, Fehlstellungen nicht suffizient ausgeglichen. Diese Einlagen sind nicht individuell anpassbar, sondern uniform und „von der Stange“.
Individuell angepasste Einlagen werden von Orthopädischen Schuhmachern gefertigt und berücksichtigen die anatomischen Gegebenheiten der Füsse. Dieser Artikel wird das Thema aus sportmedizinischer und orthopädischer Sicht beleuchten.
Anatomie des Fusses und Laufschuhe
Die Anatomie des Fusses ist äusserst komplex. Er besteht aus 28 Knochen, über 30 Gelenken und einer Vielzahl an Muskeln und Bändern. Insbesondere beim Laufsport sind die Füsse einer hohen Belastung ausgesetzt, zumal sie als unterster Körperteil die gesamte Last tragen. Da es viele anatomische Varianten gibt, die jedoch sämtlich noch als physiologisch, also „normal,“ gelten, wird klar, dass es nicht für jede Fussform den optimal passenden Laufschuh geben kann.
Eine Verbesserung der Passform und auch des Komforts kann durch eine customized, also eine an den jeweiligen Fuss angepasste Einlage, erreicht werden. Einlagen können zudem eine Beschwerdelinderung bei bereits bestehenden Krankheitssymptomen oder nach Verletzungen erbringen.
Biomechanik und Laufschuheinlage
Neben der Fussform sind weitere Gegebenheiten des Bewegungsapparates zu berücksichtigen. So können auch angeborene oder erworbene Deformitäten im Knie- oder Hüftgelenksbereich, Abweichungen der Wirbelsäule, Beinlängenunterschiede und ein Beckenschiefstand relevant sein und müssen bei einer Einlagenversorgung berücksichtigt werden. Die biomechanischen Zusammenhänge sind ausschlaggebend für die Anfertigung einer optimalen Laufschuheinlage.
Laufstile sind sehr unterschiedlich und können mitverantwortlich sein für Beschwerden am Bewegungsapparat, z.B. aufgrund einer mangelnden Bein-, Becken-, Rumpfstabilität, einem vermehrten Einknicken des Fusses oder anderer anatomischer Varianten. Zudem ist zwischen Vor- und Rückfussläufern zu unterscheiden, dies muss bei der Einlagenfertigung berücksichtigt werden.
Um all dies beurteilen zu können, ist eine ausführliche Untersuchung des Bewegungsapparats durch einen Sportmediziner zu empfehlen. Er kann Abweichungen der Achse der Wirbelsäule sowie im Becken-, Bein-, Fussbereich oder Deformitäten feststellen und somit eine Erstbeurteilung und medizinische Indikation zur Einlagenfertigung stellen.
Um abbilden zu können, ob der Sportler tatsächlich von einer Einlage profitieren würde, stellt die Durchführung einer Bewegungsanalyse und Fussdruckmessung sowie eine Beurteilung des Laufstils einen weiteren Schritt in der Diagnostik dar. Dies erfolgt durch einen qualifizierten Orthopädietechniker. Dabei werden unter anderem die Abrollbewegung und die Stellung des Fusses beim Gehen und Rennen auf dem Laufband mit einer Kamera aufgenommen. Diese dynamische Untersuchung liefert genaue Daten über die Becken-, Beinachse auf dem Weg zur optimalen Einlagenversorgung.
Verschiedene Einlagen
Unterschieden wird zwischen einerseits bettenden, unterstützenden orthopädischen Einlagen, die das Quer- und Längsgewölbe passiv abstützen und Sehnen und Bänder entlasten. Sie vermeiden Überlastungsschäden durch ihre unterstützende Wirkung und bieten einen gewissen Komfort durch die Fussbettung.
Andererseits gibt es sensomotorische Masseinlagen. Hierbei handelt es sich um aktivierende Einlagen. Durch ein speziell eingearbeitetes Relief, sendet die Einlage Reize an die Nervenendigungen der Fusssohle, welche an das Gehirn weitergeleitet werden. Durch die Verarbeitung der Informationen im Gehirn werden motorische Impulse an Muskeln und Gelenke rückgesendet, der Körper reagiert mit veränderten Muskel- und Sehnenspannungen, wodurch die Stellung der Gelenke und die Körperstatik verändert werden. Man spricht hier von einem propriozeptiven Lerneffekt.
Gefertigte Einlagen müssen auf den jeweiligen Laufschuh angepasst werden, damit sie nicht im Schuh rutschen, sondern eine passgenaue Form aufweisen. Und sie sollten in Kombination mit Neutralschuhen getragen werden, um Überkorrekturen zu vermeiden.
Fazit
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass pauschal weder zu einer Einlagenversorgung geraten, noch abgeraten werden kann. Jeder Sportler muss individuell orthopädisch, sportmedizinisch untersucht und beurteilt werden, erst dann ist eine Indikationsstellung zur Einlagenfertigung medizinisch korrekt möglich.
2 Antworten auf „Einlagen fürs Laufen – sinnvoll oder unsinnig?“
Ich würde das nicht Tuning nennen.
Hersteller verkaufen teure Schuhe mit billigsten Einlagen, bei denen es seltensts, wenn überhaupt, möglich ist, das der jeweilige Fuss RICHTIG unterstützt wird.
Deswegen sind die seperaten Einlagen oder speziell gefertigte notwendig!!!
In meiner Ausbildungszeit vor 30 Jahren haben 30 DM „teure“ Schuhe mit Tennissocken für 10km 5x die Woche gereicht.
Nix irgendwelche größen mehr, um blaue Zehen zu vermeiden.
Irre.
Heute brauche ich Schuhe, 1,5 Größen größer, spezielle Laufsocken, Einlagen, damit ich ungefähr so laufen kann, wie vor 30 Jahren. Irre.
140 Euro die Schuhe, Socken 20 Euro ( das Paar), Einlagen 40 Euro ( pro Jahr oder 1,5 Jahre).
Trotzdem, lauf ich gerne und regelmäßig!
Fröhliches Laufen!!!
Ich habe auch mal orthopädische Einlagen bekommen, weil ein Bein von mir minimal länger ist als das andere. Ich muss sagen, dass mir das sehr geholfen hat. Gut zu wissen, dass es auch bei Läufern genutzt wird, um die Leistung zu verbessern.