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Motivation running.COACH

Léonie von Tavel – running.COACH Teammitglied (4)

Valentin Belz schrieb mir: „Und zwar könntest du über deine Arbeit als Tierärztin schreiben und den Vergleich von Mensch und Tier. Wie findest du das Leiden eines Tieres heraus, wenn es nicht reden kann? Wo gibt es Parallelen, wo grosse Unterschiede? Wo könnten wir Menschen von den Tieren lernen?“
Und das mit 4500 Zeichen?
Über diese schwierige Fragestellung dachte ich manchen Lauf-Kilometer nach, während meine Mittelschnauzer-Hündin Stella gedankenlos neben mir her rannte und je nach meinem Tempo hier und dort schnüffelte, einen Hundekollegen traf oder wie letzthin von einem Reh erschreckt wurde. Mein Puls schnellte bei dieser Begegnung innerhalb einer halben Sekunde von 140 auf 170 Schläge. Spannend, wenn man das gerade auf der Pulsuhr ablesen kann;-) Über die Kommunikation von Tieren wurden und werden x Studien gemacht und Bücher und das Internet gefüllt. Wie also soll ich das schier unendliche Thema angehen? Nach vielem Hin und Her kam ich zum Schluss: Mit Hilfe von Stella eben!

Léonie und Stella sind ein Team
Léonie und Stella sind ein starkes Team

Stella-(m)ein Hund- ein Säugetier
Rennt Stella wirklich  gedankenlos mit mir durch den Wald? Warum nehme ich als Mensch das an? Tiere können keine Gedanken formulieren wie wir Menschen mit Hilfe von Wort und Schrift. Ich kann sie also nicht fragen: „Hat Dir unser Lauf heute gefallen?“ Oder: „wärst Du heute lieber eine andere Strecke gelaufen?“ Zumindest kriege ich keine Antwort mit Worten. Warum denke ich aber manchmal, dass es Stella gefallen hatte und manchmal, dass sie es nicht so toll fand? Mein Mann sagt, ich hätte dafür ein besonderes „Gspüri“ (Gespür). Das mag sein. Aber auch Menschen ohne dieses „Gspüri“ merken ja meist, wenn mit ihren (Haus)tieren etwas nicht stimmt. Wir können unsere Tiere (zumindest höher entwickelte Tiere wie eben Säugetiere) „lesen“ bzw. ihre Signale, die sie uns senden, interpretieren. So ist hierzulande jedermann klar, dass ein Hund, der wedelt, sich freut. Und er hat Angst, wenn er den Schwanz zwischen die Beine klemmt. Schwieriger wird es aber schon, wenn man z.B. nur die Ohren betrachtet. Im Gegensatz zu uns Menschen kommunizieren Hunde ausgeprägt mit den Ohren. Und da wiederum sind  Stehohren eines Schäfers besser/anders zu „lesen“ als Hängeohren eines Spaniels. Generell aber muss man sich schon eingehender mit den Signalen befassen, um diese „Sprache“ richtig zu verstehen.
Ein Vorteil als Tierärztin
Da kommt mir mein Beruf wohl entgegen. Als Tierärztin lernt man, gesunde Tiere von kranken Tieren zu unterscheiden. Wir lernen sehr ausführlich, was die Signale der Krankheitsanzeichen sind und was sie für eine Bedeutung haben können. So weiss ich als Tierärztin z.B., mit welcher Körpertemperatur Stella Fieber hat (nämlich ca. ab 38.5C°) und dass sie dann müde ist, weniger frisst und vielleicht heisse Ohren hat. Den Grund für das Fieber herauszufinden, ist dann die Kunst unseres Berufs. Ich frage mich immer mal wieder, ob Stella manchmal auch Muskelkater hat nach einem Long Jog wie ich? Insbesondere auch, weil sie ja meist noch mehr Kilometer zurücklegt, weil sie noch hier und dort einen Abstecher macht und total unregelmässig rennt. Ich denke schon. Sie läuft dann etwas steifer und ruht mehr. Aber vielleicht tut ihr auch etwas Ernsthafteres weh, weil sie sich verletzt hat (auch der Bewegungsapparat von Hunden besteht aus Knochen, Muskeln und Sehnen). Da muss ich mich dann sehr genau achten, wie sich ihre Bewegungsabläufe entwickeln! Letzthin lief sie während eines Laufs plötzlich nur noch auf drei Pfoten. Die vierte stellte sie nicht mehr ab. Ich stoppte meine Garmin und inspizierte die Pfote. Stella hatte sich einen Dorn eingetreten, den ich entfernte und wir danach gleich wieder auf sechs Beinen weiter rennen konnten. Aber: Tierärztin hin oder her, so gut wie ich kennt Stella sonst niemand.

One Team - one Spirit
One Team – one Spirit

Über die Symbiose Mensch-Hund
Stella ist mein Hund. In unserem Haushalt lebt noch ein weiterer Hund. Das ist aber definitiv nicht mein Hund, sondern der meines Mannes. Auch wenn das nun für einige LeserInnen komisch klingen mag: Die Chemie mit dem anderen Hund und mir stimmt nicht wirklich. Dieser Hund ist auch jedes Mal offensichtlich froh, wenn er nicht mitkommen muss, wenn ich die Laufschuhe schnüre. Er kommt gar nicht zum Eingang, sondern schläft in seinem Korb weiter. Manchmal denken wir, dass er extra ruhig und ganz zusammen gerollt bleibt, um ja nicht aufzufallen. Im Gegensatz zu Stella, die schon offensichtlich Freude hat, wenn ich die Jogginghose anziehe. Neben mit-dem-Schwanz-wedeln und rumhüpfen, leuchten auch ihre Augen. Und das sehe wohl vor allem ich, weil ich mit Stella diese Symbiose Mensch-Hund eingegangen bin. Ich bin ihr Alpha-Tier (Verhaltenssprache der Tiere) bzw. ihre Bezugsperson (Ausdruck einer familiären Beziehung) oder einfach ihr „Frauchen.“
Was lerne ich von Stella?
Tiere nehmen uns Menschen so, wie wir sind. Und Hunde mögen ihre Herrchen und Frauchen fast ausnahmslos. Die einen Symbiosen funktionieren aber auch hier besser oder etwas weniger gut. Tiere leben im Hier und Jetzt. Eine Vergangenheit gibt es in dem Sinne nur, dass sie Situationen mit gewissen prägenden Erlebnissen in Verbindung bringen können. Eine Zukunft gibt es für sie wohl nicht. Dafür beneide ich Stella: Sie macht sich keine Gedanken über den Grand Prix und was, wenn sie vom Besenwagen eingeholt würde…
Am vergangenen Sonntag war ich am geführten GP-Training. Gerne erzähle von meinen Eindrücken und vom Besenwagen in Veloform in meinem nächsten Blog!

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