Im Oktober lief er den Marathon in Toronto in 2:31.26h, schob dabei einen Kinderwagen vor sich her und stellte nebenbei einen weiteren Weltrekord (seinen zweiter nach dem Halbmarathon-Kinderwagen-Weltrekord) auf: unser Gold-Coach Calum Neff. Der Kanadier lebt in Houston (Texas), ist diplomierter Lauftrainer und gibt uns im Interview einen Einblick in seine Laufgeschichte sowie einige Lauftipps.
Welche Bedeutung hat Laufen in dem Land, wo du lebst?
Momentan leben wir in den USA, zuvor habe ich aber in vielen anderen Ländern gelebt. Und egal wo auf der Welt, die Running Community heisst einem immer willkommen und ist freundlich.
Die Hauptgruppe der Läufer in den USA macht Laufwettkämpfe, wobei auch viele erst später im Leben einsteigen. Das Problem ist aber, dass es viele ohne Coaching tun und dann Verletzungen haben. Als Coach und Athlet ermutige ich alle zu rennen, aber mit dem richtigen Aufbau: Zuerst geht es um die Distanz (Grundlagen legen) und erst dann kann eine Zeit anvisiert werden. Ein guter und gesunder Aufbau ist viel Wert und bringt viel Freude, mit dem Laufen fortzufahren.
Erzähl uns doch deine eigene Laufgeschichte.
Als Vierjähriger habe ich angefangen zu laufen: Ich startete am Kinderrennen (1km), während mein Dad ein 10km Rennen lief. Noch immer habe ich mein Shirt und die Startnummer von diesem Rennen aus dem Jahre 1988. Während meiner Kindheit war ich an vielen Orten der Welt und habe von der Erfahrung verschiedener Trainer und Teams profitiert und verschiedene Disziplinen ausprobiert. Mit neun Jahren habe ich die klassischen Laufdrills kennengelernt und habe anschliessend an vielen Trail-, Cross-, Bahn- und Strassenrennen teilgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war ich auch das erste Mal schneller als mein Dad: 40 Minuten über 10km. Mit 14 Jahren bin ich mein längstes Rennen (28km) in Australien gerannt. Während der High School und Unizeit habe ich vor allem Crossläufe und Bahnrennen bestritten. Heute renne ich Ultramarathons und Strassenmarathons.
Welches war dein bisher schönstes Lauferlebnis?
Viel Freude bereitet mir das Lauftraining mit dem Kinderwagen: Meine Leidenschaft mit meinen Kindern teilen und gleichzeitig eine Begleitung haben. Während dem letzten Marathonaufbau habe ich viele wichtige Trainings, auch lange Läufe, mit meinen Töchter gemacht. Am Wochenende sind wir oft aus der Stadt gefahren und haben gemeinsam eine neue Umgebung erkundet, ein besonderes Erlebnis, vor allem für mich und die ältere Tochter, Aley (4 Jahre). Auch sie lernt während diesen Trainings viel (sie fragt immer viele Fragen) und ist draussen in der Natur.
Was ist dein nächstes Ziel? Wie bereitest du dich dafür vor?
Durch mein gutes Rennen und die schnelle Zeit mit dem Kinderwagen beim Toronto Marathon, lege ich den Fokus auf den Marathon ohne Kinderwagen und will eine schnelle Zeit laufen. Vielleicht möchte ich mich in drei Jahren für das kanadische Nationalteam qualifizieren. Wir erwarten nächstes Jahr unser drittes Kind und ich muss wohl einen weiteren Rekord mit dem Kinderwagen anpeilen. Weiter verfolge ich auch einige Ziele beim Ultralauf. Mit meinen langfristigen Zielen im Hinterkopf werde ich vorerst einige kürzere Distanzen (5km bis Halbmarathon) in Angriff nehmen, bevor ich den Umfang erhöhe für das Marathontraining. So ist übrigens auch das Training meiner Athleten bei running.COACH aufgebaut!
Welches ist dein Lieblingstraining?
Lange Läufe an neuen Orten in den Bergen; über der Baumgrenze; schnell und leicht. Sie sind nicht nur physisch gut, sondern auch mental: Die Stunden verfliegen nur so.
Welcher persönlicher Top-Trainingstipp verrätst du uns hier?
ERHOLUNG: Höre auf deinen Körper und sprich mit deinem Coach, falls du einen hast. Ein Training bei Müdigkeit, Krankheit oder Stress durchziehen, nur weil es auf dem Plan steht, ist eine schlechte Voraussetzung. Durch die richtige Erholung folgen weniger Ausfälle, welche durch Verletzungen oder andere Probleme verursacht werden, und es gibt eine Konsistenz im Training, was dich langfristig weiterbringt.
Hast du ein Ritual, welches du vor einem Wettkampf durchführst?
Vor einem Rennen habe ich dieselbe Routine wie vor einem Training: Einlaufen wie immer und kein spezielles Ritual. So weiss mein Körper und mein Kopf, für was ich mich warm laufe, ich kann aber auch flexibel sein, wenn es nicht nach Plan geht.
Achtest du auf deine Ernährung?
Ich handhabe meine Ernährung wie mein Training: Während gewissen Phasen schaue ich sehr genau, was ich esse und manchmal weniger. Aber Protein nehme ich eigentlich nach jedem Training. Sonst mag ich es lieber einfach: Ich trinke, wenn ich durstig bin und esse, wenn ich hungrig bin. Das hilft mir, das richtige Mass zu finden und geht einher mit meinem Tipp oben: Höre auf deinen Körper.
Welches ist deine Lieblings-Running-Marke?
Ich laufe seit drei Jahren in Altra Laufschuhen und habe seither meine besten Leistungen in meiner Karriere erzielt. Seit 16 Jahren laufe ich mit Polar Uhren, was mein pulsorientiertes Training unterstützt.
Was war ein spezieller Moment für dich als Running-Coach/ Gold-Coach?
Coaching gibt mir dasselbe kribbelnde Gefühl, wenn meine Athleten einen Wettkampf bestreiten und dann noch multipliziert mit der Anzahl Athleten! Und das Trainieren der Kinder bringt mir viel Freude, weil die Kleinen oft alles geben. Meine Goldkunden haben grosse Ziele im Moment: Zwei von ihnen laufen einen Ultramarathon und ich kann es kaum erwarten.
Weshalb sollte ein User dich als Gold-Coach buchen?
Ein guter Coach sollte das Potential eines Athleten erkennen (vielleicht auch etwas, was der Athlet selber gar nicht sieht) und sollte ihn ermutigen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Bis jetzt habe ich noch keine Person getroffen, der ich nicht zugetraut habe, schneller zu sein und vor allem schneller, als die Person selber denkt. Mit meiner fast 30 Jährigen Lauferfahrung und meinen individuellen Tipps unterstütze ich sehr gerne Leute, um ihre Ziele zu erreichen.
Calum Neff hat eine eigene Seite mit einem Blog.