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In zehn Schritten zum Tape – Tapen beim Laufen

Tapes können Schmerzen lindern, Muskeln kräftigen oder entspannen und Bewegungsabläufe verbessern. Diese Punkte solltest du beachten, wenn du sie selbst anlegst.

Tapes galten lange als bunte Plazebos auf der Haut. Inzwischen gibt es aber doch einige, wenn auch kleine, Studien, die eine Wirkung belegen. Die Klebebänder können schmerzlindernd wirken, muskelkräftigend oder entspannend. Sie lenken die Aufmerksamkeit an die getapte Stelle und verbessern die Körperwahrnehmung für diesen Bereich. Blutergüsse lösen sich unter getapten Arealen deutlich schneller auf. Läuferinnen und Läufer, denen das «runners leg» zu schaffen macht, sollten ein Tape – nebst den anderen Behandlungsmethoden – unbedingt versuchen. Sie profitieren oft sehr davon.

Der Vorteil der Tapes: Man kann, wenn man einige Grundlagen beachtet, nicht viel falsch machen damit. Im «schlimmsten» Fall nützt das Taping einfach nichts. Im besten hilft es. Das gilt ganz besonders bei lokal umschriebenen Schmerzen oder bei Schwelllungen und Blutergüssen, zum Beispiel nach einem Supinationstrauma des Fussknöchels.

Und so gehts:

  1. Am besten lässt du dir das Tape beim ersten Mal von einer Fachperson anlegen und die Anlage erklären. Wenn du während des Anlegens einige Fotos machst, kannst du dich zu Hause auch noch besser daran erinnern.
  2. Das Taping hängt stark davon ab, was du Tapen möchtest: Muskeln, Sehnen oder Lymphbahnen? Beim Tapen eines Muskels folgt das Band dem Verlauf des Muskels vom Muskelursprung bis zum -ansatz oder umgekehrt, je nachdem, ob die den Muskel anspannen oder entspannen willst. Oder du tapest vom Fixpunkt des Muskels zum mobilen Punkt. Beim Tapen einer Sehne empfiehlt es sich zusätzlich ein Band quer zur Sehne anzubringen, um sie zu entlasten. Heutzutage wird oft «funktionell» Das bedeutet, dass eine Kombination von Muskeln in der Bewegung (zum Beispiel in Innen- oder Aussenrotation) getapet wird.
  3. Wähle eine Farbe. Ob die Farbe wirklich eine so grosse Rolle spielt, ist umstritten. Schwarz wärmt sich in der Sonne auf und wärmt damit auch den Muskel darunter, das empfinden viele als wohltuend. «Kühle» Farben wie Blau werden oft bei Schmerzen zur Entspannung verwendet. «Warme» Farben sollen den Muskeltonus angeblich eher erhöhen. Rot signalisiert allgemein Gefahr und kommt im Mannschaftssport gern zum Zuge, weil Mannschaften mit roten Trikots tendenziell eher gewinnen.
  4. Schneide dir die passende Länge und Form zurecht. Beim Aufkleben werden die Tapes ja gedehnt. Wie stark, hängt wiederum davon ab, was getapt werden soll: Möchtest du den Lymphabfluss verbessern, damit ein Bluterguss schneller verschwindet? Dann spannst du das Tape beim Aufkleben etwa auf die 1,5-fache Länge. Das heisst, du schneidest zehn Zentimeter (cm ) von der Bandrolle ab, wenn du nachher eine Strecke von 15 cm bekleben willst. Zudem musst du zum Lymphtaping das Tape in dünne Streifen schneiden, so dass sich ein sogenannter Oktopus bildet. Wenn dir das zu mühsam ist, kannst du schon vorgeschnittene Lymphtapes kaufen.
    Beim Tapen eines Muskels dehnst du das Tape um zehn Prozent (bis maximal 20 Prozent). Brauchst du zum Beispiel ein elf Zentimeter (cm) langes Stück, schneidest du also zehn Zentimeter von der Bandrolle ab.
  5. Runde mit der Schere alle vier Ecken ab. So hält das Band länger, weil sich keine Ecken an der Kleidung verfangen können.
  6. Wenn deine Haut sehr fettig ist, entfette sie vorher, zum Beispiel mit Desinfektionsmittel.
  7. Klebe dann mit gleichmässigem Zug das Tape auf die trockene Haut. Wenn du funktionell Tapen willst, dann mach beim Anlegen des Tapes die Bewegung, um die es geht. Die beiden Enden sollen jeweils ohne Zug aufgeklebt werden. Das verhindert Hautreizungen durch den Kleber. Die meisten angeblichen Allergien aufs Tape sind in Wirklichkeit Hautreizungen durch falsche Klebetechnik.
  8. Das Tape muss jetzt mit der Haut verkleben. Diese sogenannte Einwärmphase dauert circa 30 Minuten. Danach kannst du mit dem Tape alles machen: Duschen, Schwimmen und natürlich Laufen. Das Ausstreichen des Tapes von der Mitte nach aussen verbessert das Ankleben.
  9. Du kannst das Tape drei bis sieben Tage drauf lassen, wobei es mit jedem Tag an Elastizität verlieren wird.
  10. Verlass dich aber nicht allein auf das Tape. Taping ist immer nur eine Ergänzung, die mit der Akutbehandlung, manuellen Behandlung oder Massagen kombiniert werden kann. Und Taping allein bringt auch keine Verletzung zum Abheilen. Es ist ein Puzzlesteinchen in der Therapie – aber einer, der oft zu kurz kommt.

Tipps

  • Kaufe Tapes von guter Qualität, bei ihnen hält der Kleber länger. Die Hersteller von guten Tapes geben übrigens oft auch gute Anleitungen ab, wie man vorgeht.
  • Erkundige dich nach der optimalen Tapeanlage für dein Problem.
  • Wenn du viel schwitzt, wähle ein perforiertes Tape. Es hält länger.
  • Wasserfeste Tapes sind manchmal sehr steif. Normale Tapes sind meistens ausreichend und halten auch im Wasser.
  • Das Tape nach dem Duschen nur trocken tupfen, nicht trocken rubbeln.
  • Lass dich nicht unmittelbar vor einem Wettkampf tapen, sondern besser zwei bis drei Stunden vorher.
  • Bei akuten Hauterkrankungen oder offenen Verletzungen kein Tape drauf kleben.
  • Personen mit echter Allergie gegen die Tapes sollten sie nicht mehr verwenden.
  • Ältere Menschen mit Schmerzen sprechen häufig gut auf Tapes an und können damit ihre Schmerzmedikamente reduzieren.
  • Personen mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson- oder Schlaganfall-Patienten reagieren teilweise sehr sensibel aufs Tapen. Bei ihnen sollte das Taping dem Fachmann überlassen werden.

 

Medbase-Kellerhals

Autor:

Dr. med. Hardy Hartmut Hüttemann, Leiter Medbase Sports Medical Center Basel Heuwaage, Facharzt für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Sportmedizin SEMS/ Manuelle Medizin SAMM, Interventionelle Schmerztherapie SSIPM, Höhen- und Gebirgsmedizin SGGM


 

 

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