Muskelzerrungen sind relativ häufig bei Sportlern und Sportlerinnen zu beobachten. In vielen Fällen sind Übertraining und fehlendes Aufwärmen daran schuld.
Autor:
David Schaad, MSc Physiotherapie, Leitung Therapie Medbase Bischofszell und Medbase Amriswil Zentrum.
Wie äussert sich eine Muskelzerrung?
Eine Muskelzerrung äussert sich durch verschiedene Symptome, die von der Schwere der Zerrung abhängen können. Diese treten allmählich auf und verstärken sich nach und nach. Der Muskel fühlt sich angespannt an, Ausschütteln oder Massieren bringt jedoch keine Linderung.
Wie ist eine Zerrung von einem Muskelfaserriss zu unterscheiden?
Bei einem Muskelfaserriss reissen die Muskelfasern. Bei einer Zerrung werden sie lediglich zu stark gedehnt. Beim Muskelfaserriss tritt der Schmerz typischerweise plötzlich auf.
Eine Zerrung und ein Muskelfaserriss sind beides häufige Muskelverletzungen, die besonders bei Sportlern und Sportlerinnen auftreten, jedoch gibt es Unterschiede zwischen beiden, die bei der Diagnose und Behandlung eine Rolle spielen. Bei einer Zerrung ist der Schmerz in der Regel moderat und lässt nach einigen Tagen der Ruhe nach.
Im Gegensatz dazu ist der Schmerz bei einem Muskelfaserriss intensiver, tritt sofort nach der Verletzung auf und hält länger an, wobei Funktion und Kraft des Muskels stark beeinträchtigt werden kann. Zerrungen verursachen häufig leichte Schwellungen ohne Blutergüsse, während Muskelfaserrisse zu teilweise deutlichen Schwellungen und Blutergüssen führen können, da sie auch die Blutgefässe im Muskel beeinträchtigen. Meist lässt eine Zerrung eine gewisse Bewegung zu, während ein Riss das Heben von Lasten oder ähnliche Aktivitäten stark erschwert oder unmöglich macht.
Was ist die Ursache von Muskelzerrungen?
Muskelzerrungen bei Läufern und Läuferinnen können durch mehrere Faktoren verursacht werden, darunter Übertraining, unzureichendes Aufwärmen und schlechte Lauftechnik. Wenn man Strecken mit starken Unebenheiten absolviert, die man sonst nicht gewohnt ist, kann dies meist unter Ermüdung ein weiteres Risiko darstellen.
Wie soll man sich verhalten bei einer Muskelzerrung?
Allgemein bei Sportverletzungen hat sich für den Akutfall und die ersten zwei Tage die PECH-Regel etabliert.
- P wie Pause: Schmerzen sind Warnsignale. Die Aktivität, die Schmerzen bereitet sollte gestoppt werden. Schonen Sie sich und Ihre Muskulatur für die nächste Zeit.
- E wie Eis: Kühlen Sie die betroffene Stelle, aber die Kühlpackung nicht direkt auf die Haut auflegen.
- C wie Compression: Legen Sie, wo immer möglich eine komprimierende Bandage oder einen Verband an. Ein Druckverband sollte fest, aber nicht zu eng sein. Das bandagierte Körperteil darf nicht kribbeln oder taub werden und sollte auch nicht wesentlich dünner sein als der Teil davor oder dahinter.
- H wie Hochlagern: Die betroffene Gliedmasse hoch lagern (höher als das Herz), reduziert die Schwellung und damit den Schmerz.
Wie soll man nach dem Akutfall eine Zerrung behandeln?
Nach einer Pause von zwei bis drei Tagen sind leichte, schmerzfreie Belastungen wichtig, um das Abklingen der Schwellung zu fördern und zu verhindern, dass der Muskel schwächer wird. Das verletzte Körperteil wochenlang zu schonen kann kontraproduktiv sein. Massagen, Elektrotherapie, Lymphdrainage und Tape-Verbände können im weiteren Heilungsverlauf unterstützen.
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Wie verhindert man eine Muskelzerrung?
Um Muskelzerrungen beim Laufen zu vermeiden, ist es entscheidend, dass Läufer:innen stets ein gründliches Aufwärmen durchführen, um die Muskeln auf die bevorstehende Belastung vorzubereiten. Regelmässiges Dehnen verbessert die Flexibilität und kann helfen, Verletzungen zu verhindern. Es ist ausserdem wichtig, dass Läufer auf die Signale ihres Körpers achten und Übertraining vermeiden, indem sie ausreichende Erholungsphasen einplanen und ihre Trainingsintensität und -distanz schrittweise steigern. Eine gute Lauftechnik spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle, da sie dazu beiträgt, unnötige Belastungen der Muskeln zu vermeiden.
Muskelkater ist eine sehr milde Muskelzerrung
Muskelkater ist ein unbedenklicher, aber lästiger Schmerz in der Muskulatur. In der Sportmedizin bezeichnet man Muskelkater als Zerrung vom Typ I. Dabei handelt es sich um kleine Risse in den Muskelfasern. Der Schmerz setzt normalerweise nach 12 bis 24 Stunden ein und ist nach etwa 48 Stunden am stärksten. Die Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass das anfängliche Trauma eine Entzündungswelle auslöst, die in der Folge zu den spürbaren Schmerzen führt.
Wann muss man mit einer Muskelzerrung zum Arzt?
Sportler und Sportlerinnen sollten einen Arzt aufsuchen, wenn die Symptome einer Muskelzerrung stark sind oder sich nicht durch Standardbehandlungen wie Ruhe, Kühlung und leichte Dehnungen verbessern. Auch wenn Symptome anhalten oder sich verschlimmern, ist ein Termin bei einem Mediziner ratsam. Der Arzt oder die Ärztin kann dann eine angepasste Behandlung vorschlagen, die eine schnellere und sicherere Erholung ermöglicht.
Wer ist Medbase?
Medbase ist das grösste multidisziplinäre sportmedizinische Netzwerk der Schweiz und bietet spezialisierte sportmedizinische Dienstleistungen für Athletinnen und Athleten, Vereine und Sportverbände aller Aktivitätsstufen in den Bereichen Sportmedizin, Sportphysiotherapie, Leistungsdiagnostik und Trainingsberatung.
2 Antworten auf „Muskelzerrungen: Vorbeugen ist besser als Nachsorgen“
Hi David,
sehr schön erklärt! Vor allem, dass du auch den Unterschied zwischen einem Muskelkater und einer Zerrung aufgegriffen hast, finde ich super.
Beste Grüße
Olli
Hallo. Danke für den Beitrag den auch Laien verstehen.