Gert Bodamer hat sich mit dem Online Lauftrainer, Gold-Coach Ueli Bieler, erfolgreich auf den 56km Ultramarathon in Biel vorbereitet. Sein Erfahrungsbericht zum Training und Lauf des Ultramarathons könnt ihr hier nachlesen. Running.COACH gratuliert Gert zu dieser tollen Leistung.
Da stand ich also am 10. Juni in Biel; warm war es am Start. In der schon leichten Abenddämmerung zum neuen Ultramarathon über 56 km, dem kleinen Bruder des großen, legendären 100km Laufs. Aber für mich auch in der Halbdistanz ein großes Ding. Mein letzter Marathon war schon viele Jahre her und über die 42km hinaus bin ich noch nie gelaufen. „Irgendwann musst Du nach Biel!“ – welcher Läufer hat diesen Satz nicht schon mal gehört? Während mir das Adrenalin über die pushende Musik am Start ins Blut schoss, hörte ich innerlich immer wieder den Satz von meinem Gold Coach Ueli Bieler:
„Du bist gut vorbereitet, jetzt musst Du es nur noch umsetzen. Genießen und Durchhalten.“
Das war an dem Tag mein Mantra. Im Strom der sich in der Startnervosität überschlagenden Gedanken mein Fixstern. Wie kam es denn, dass diese Stimme in meinem Kopf sprechen konnte? Ich kannte den Ueli ja persönlich gar nicht. Wie geht das? Ueli war mein virtueller Lauf Coach. Und der Weg dahin entstand so: Ich hatte mir Ende Januar so langsam mal Gedanken über ein sportliches Laufziel im 2016 gemacht. Vielleicht wieder einen schönen Halbmarathon? Jetzt nur noch etwas finden…
Und wie es dann halt so kommt, verfing sich eine Runner’s World in meinen Händen und eine Story von einem Redakteur, der es in seiner Altersgruppe nochmal wissen wollte auf der Marathondistanz. Aha, der holte sich vom running.COACH, mit welchem ich ja auch schon über zwei Jahre trainiere, einen Gold-Abo Laufcoach online in die USA und stemmte damit tatsächlich sein Ziel, was für sein Alter ziemlich ambitioniert war. Dann war mir klar, was kommt, nämlich der andere Satz in meinem Kopf: „Wenn der das schafft, schaff ich das auch.“
Damit entrollte sich eine „Zufallskette“ und ich landete genauso zufällig auf der Website von Biel 100km und siehe da: es gab einen neuen Lauf, der genau zu meinen 2016 Ambitionen passte. Die 56km. In Biel, der Zeit- und Uhrenstadt in der Schweiz. Das war dann der Beginn meines Trainings zum ersten Mal mit einem persönlichen Coach. Höchste Zeit, denn mittlerweile war es schon Ende Februar, also noch gut drei Monate zum Start in Biel.
„Wenn man nach Plan acht Intervalle intensiv gelaufen ist, dann hat man keine Lust auf ein neuntes.“ Das war so ein weiterer Satz von meinem Coach als Kommentar auf mein Lamento, dass ich nach dem achten Intervall im Training völlig platt war. Intervalle zählen nicht gerade zu meinen Lieblingseinheiten. Aber bei den harten Steigungen auf der Strecke von Biel nach Kirchberg eine super Vorbereitung. Irgendwann macht es an einer 6km langen Steigung mit 7% keinen Sinn mehr zu laufen. Dann geht‘s in den Stechschritt, aber wer kommt als erstes wieder ins Laufen, wenn es ein bisschen flacher wird oben am Kamm? Genau, der der sich nach der siebten Trabpause motiviert, sobald die Pulsuhr vibriert, nochmal alles zu geben und wieder loszulaufen, auch wenn es gerade wehtut.
Verpflegung
Aber jetzt mal der Reihe nach. Erstes Thema und ständiges Credo von Coach Ueli: Verpflegung, Verpflegung, Verpflegung; regelmäßig und nach genauem Plan! Wichtig bei Langdistanzen: Wasser und Kohlenhydrate ständig zuführen. Das, was ich früher meist weggelassen habe oder unregelmäßig oder zu spät zu mir genommen habe, weil es immer zu lang dauert an der Station und die blöden Gelbeutel einfach nicht schmecken. Also früher habe ich erst angehalten, wenn ich Durst und/oder Hunger hatte. Das lief diesmal komplett anders! Und das war richtig systematisch trainiert. Wassermenge, Anzahl der kcal, nach genauem Plan der Verpflegungsstationen im Lauf getimt. Bringt das was? Absolut! Spätestens als der junge Läufer, an dem ich ab Kilometer 50 dran war – es war hart, ihm zu folgen, denn er wollte mich loswerden – plötzlich bei km 54 komplett einbrach und beinahe stehen blieb, spürte ich, dass ich den richtigen Sprit im Tank für meinen Schlussspurt hatte. Großartiges Gefühl! Ich war im letzten Drittel 12. im Gesamtklassement von über 85 Läufern als M60 Typ! Das ist doch was Vorzeigbares, oder? Das Geheimnis: Verpflegung, Verpflegung, Verpflegung!
Ausrüstung
Übrigens gab es eine Stunde nach dem Start auch ein ziemlich heftiges Gewitter. Erst starker, böiger Wind, dann Blitz und Donner und dann natürlich Regengüsse. Auch die Ausrüstung hatten wir per Mail durchgesprochen. Deshalb war die dünne Laufjacke anzuziehen und das nasse Shirt loswerden auf halber Strecke, gereicht von meiner im Auto navigierenden Tochter Lisa, ein Segen. Für die 56km sind noch keine Begleitradler erlaubt, nur für diejenigen als Tipp, die den Lauf jetzt auch machen wollen.
Stirnlampe hatte ich nicht. Hat ja jeder! Dann sehe ich halt mit dem Licht der anderen Läufer. Aber was macht man im komplett dunklen Wald, abschüssig und Holperstrecke, wenn man der einen Gruppe weggelaufen ist und zur nächsten noch keinen Sichtkontakt hat? Ja richtig, ganz allein im Dunklen laufen! Und das nächste Mal eine Lampe mitnehmen und auf seinen Coach hören!
„He thinks, I run“: Das war in der Vorbereitung für Biel das grundsolide Fundament zur Arbeit mit dem Coach. Da ich wusste, dass Ueli als Triathlet auf der Langdistanz Belastungen über acht Stunden kennt und schon lange trainiert, hatte ich von Anfang an das Vertrauen, dass mein Training passt. Wenn ich alleine trainiere, tauchen bei mir immer die Fragen auf: Mache ich genug? Ist das Training richtig? Zumal der running.COACH Trainingsplan sich zwar automatisch, aber nur bis zur Marathondistanz von 42km einstellt. Danach muss das Training individualisiert werden. Aber auch für die mittleren Distanzen ist der Lerneffekt enorm. Ich dachte zuvor, dass die Energie bei Mittel- und Langdistanzen allein aus dem Fettstoffwechsel stammt und Kohlehydrate nur nice to have sind, bis der Organismus auf reinen Fettstoffwechsel umstellt. Auch das war eine Coaching Lektion mit dem Titel Bedeutung der Wettkampfernährung wert.
Mittlerweile ist der Lauf fast schon einen Monat her und ich kann mit etwas Abstand auf die vielen Erlebnisse sowie die schönen Begegnungen mit den Läufern und dem netten Organisationsteam in Biel zurückblicken. Zentraler Punkt für dieses sportlich sehr positive Erlebnis ist meine optimal aufgebaute Fitness. Das Vertrauen, dass ich die Distanz schaffen werde, der in den Trainingseinheiten gewachsene Glaube, was mein Körper kann und was er lernen kann. Auch und gerade im Alter von 60 Jahren. Dafür ist im Zeitalter der Apps und Internetinformationen trotz alledem ein Lehrer mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl notwendig; meiner Meinung und Erfahrung nach. Ich würde mich freuen, wenn noch viele Läufer das Angebot eines persönlich betreuten Coachings für den Preis von etwa zwei bis drei Laufschuhpaaren nutzen würden. Die Investition nicht nur in Hardware, sondern auch in unsere Software sollte immer selbstverständlicher werden. Die Belohnung dafür sind verletzungsfreie, erfolgreiche Läufe und daraus ein wachsendes sportliches Selbstbewusstsein. Bei mir jedenfalls hat es geklappt. Kein schlechtes Ergebnis, oder?
Sportliche Grüße aus München
Euer Gert
2 Antworten auf „Gert Bodamer: ein Laufbericht über die 56km von Biel“
Kompliment! Gute Leistung und auch toll erzählt. Danke!
Gratulation Gert!
Man sieht und liest, dass der Lauf mehr als nur das Ankommen bedeutet 🙂