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Motivation running.COACH

„Warum ist Laufen, und speziell Trailrunning die schönste Sportart? – Weil sie so primitiv ist!“

TheRunningEffect – Warum ich laufe

Gabriel Lombriser ist Trailrunning Nationalcoach, Trainer im Leichtathletikverein, betreut mehrere Athlet*innen persönlich, ist Product Manager bei running.COACH, organisiert mit seiner Firma „Indurance“ Laufwochen und lebt ganz allgemein ein Leben für den Laufsport. Im Gespräch geht es um seine Laufbahn und seine Liebe zum Laufsport.

Nach etwa 15 Minuten wird es Gabriel Lombriser etwas ungemütlich. «Hatten wir nicht schon einmal einen Blogbeitrag über mich veröffentlicht?», fragt er und es wird deutlich, dass er nicht so gerne über sich und seine eigene Laufbahn spricht – obwohl das viele andere Athlet*innen mit weitaus kleinerem Palmarès oft und gerne tun. So war er zum Beispiel der erste, der den Schweizer Multisportanlass «Gigathlon» in allen drei Disziplinen («Single», «Couple» und «Team of 5») gewinnen konnte. Zudem machte er sich in der Laufszene zuerst einen Namen als guter Berg- und Trailläufer und dann auch als einer der führenden Trailrunning-Experten der Schweiz.

Weitaus bequemer fühlt er sich, wenn er über die Schönheit des Laufens und des Ausdauersportes in der Natur und dem sozialen Aspekt dessen spricht. Klar hätten Läuferinnen und Läufer individuelle Ziele, am Ende gäbe es aber trotzdem niemanden, der diese ganz alleine erreichen würde. Ihm zumindest sei niemand bekannt, der alles alleine mache und dabei erfolgreich sei. Das Umfeld, also Freunde, Familie und Trainer, seien neben Talent und Training ein weiterer extrem wichtiger Faktor um erfolgreich zu sein.

Die Karriere

Diese Überzeugung kommt nicht von ungefähr, denn wie wichtig das soziale Umfeld für die sportliche Laufbahn und diese wiederum für die persönliche Entwicklung sein kann, lässt sich anhand Gabriel Lombrisers Werdegang perfekt illustrieren. Mit 10 Jahren schnupperte er zum ersten Mal Leichtathletik-Luft, wechselte aber bald zum Eishockey, weil ihm die Ausrichtung des Leichtathletikvereins zu sehr auf Sprint fokussiert war.

 

Als in den Drittelspausen das Durchatmen plötzlich mittels Lungenzüge und das Carboloading in gegärter Form stattfand, war das nicht mehr seine Welt

 

Dem Eishockey blieb er bis zum Sprung in die zweite Mannschaft, den er aufgrund einer fehlenden Juniorenmannschaft schon früh antreten musste, treu. Als in den Drittelspausen das Durchatmen plötzlich mittels Lungenzüge und das Carboloading in gegärter Form stattfand, war das nicht mehr seine Welt und er schloss das Kapitel Mannschaftssport.

Den Weg zurück zum Ausdauersport fand er über einen Freund aus dem Nachbardorf, den er an einem regionalen Bikerennen kennenlernte und über dessen Umfeld er den Weg zurück in die Laufszene fand. «Wenn ich alleine gewesene wäre, hätte ich das nicht so cool gefunden. Das soziale Umfeld ist in einer solchen Situation extrem wichtig», so Lombriser und fügt hinzu: «Wenn Kinder und Jugendliche keine Gruppe haben in der sie sich wohl fühlen, dann hören sie wieder auf.»

Parallel zur Lehre in Basel trainierte er in der Folge im Leichtathletik-Verein und wurde auch im Orientierungslauf immer aktiver. Wirklich Eindruck machte aber eine andere Gattung Sportler*innen auf Lombriser: Die Multisportler. Mit grossem Interesse beobachtete er die Teilnehmer des im Jahr 1998 lancierten Gigathlons und deren Fähigkeiten in den diversen Ausdauersportarten.

Selbst trat er den Weg zum Multisportler auf die für ihn so unverwechselbare Art und Weise während des Studium-Praktikums in den USA an: Indem er im Fitnesscenter eine Bekanntschaft schloss, sich zum gemeinsamen Mountainbiken verabredete und sich schon wenig später ins metaphorisch «kalte Wasser» des Schwimmtrainings werfen liess – denn ein guter Schwimmer sei er bis dahin wirklich nicht gewesen, so Lombriser selbst.

Die Liebe zum Laufen

Gabriel Lombriser Trailrunning

Mit dem Sieg am Gigathlon 2017 war der Multisport-Zenit erreicht und sein Name nun selber Teil der Liste, auf dem sich seine ehemaligen Idole eingereiht hatten. In der Folge ist eine spannende Tendenz zu beobachten: Die Entwicklung vom Multi- zurück zum Laufsport, genauer genommen zum Trailrunning. Die passende Frage dazu stellt und beantwortet er gleich selber:

«Warum ist Laufen, und speziell Trailrunning die schönste Sportart?

Weil sie so primitiv ist! Früher hatte ich Eishockey gespielt und später Triathlon und Gigathlon gemacht… Alles geil, aber Laufen ist so simpel: Reduced to the Minimum! Ein paar Schuhe, ein Trinkrucksack, ein guter Plan, resp. Karte und los geht’s ins nächste Abenteuer! Berge erklimmen und über Trails schweben, alles mit eigener Muskelkraft!»

Dass ihm der Laufsport am Herzen liegt ist nicht nur dem Trainingstagebuch zu entnehmen. Gabriel ist Product Manager bei running.COACH, betreibt zusammen mit seiner Frau und Trailrunnerin Judith Wyder die Firma «Indurance», welche sich auf die Organisation von Trailrunning-Kursen spezialisiert, ist Lauftrainer im Leichtathletikverein, Coach des Trailrunning Nationalteams und betreut daneben auch persönlich noch Spitzenathlet*innen. Alles Betätigungen, welche mit der Vermittlung des Laufsports an andere Personen zu tun haben.

Dabei gibt es mehrere Bereiche, welche ihm bei der Vermittlung des Sportes wichtig sind. Einerseits sei das der wissenschaftliche Aspekt der Trainingslehre, was er vor allem als Product Manager bei running.COACH ausleben könne. Bei seiner Arbeit bei Swiss Running möchte er zudem Einfluss auf die Strukturen nehmen können und dadurch beste Voraussetzungen für die Junior*innen im Bereich Trailrunning schaffen und deren Zugang zum Sport erleichtern.

«Ich mache Sachen lieber in der Gruppe als alleine und will auch deshalb mit Leuten arbeiten. Alleine über die Alpen zu laufen macht viel weniger Spass, als wenn man dies als Team bewerkstelligt. Läufer*innen werden manchmal als Eigenbrötler bezeichnet. Ich persönlich erlebe jeden Tag, dass es vor allem der soziale Aspekt ist, der die Leute zum Laufsport führt.»

Er engagiere sich neben der Liebe zum Laufsport, der wissenschaftlichen Herangehensweise und den sozialen Kontakten aber auch deshalb stark in verschiedenen ideellen Bereichen, weil er die ehrenamtliche Arbeit in Vereinen als extrem wichtig empfinde. Die Menschen bräuchten diesen Rückhalt, ansonsten würden zahlreiche andere Auffangbecken belastet werden, welche die Gesellschaft wiederum viel mehr kosten würden. Für ihn persönlich bedeute der Ausdauersport ein enormer Gewinn an Lebensqualität, was er gerne auch an andere weitervermittle.

Das Gespräch beendet er mit den Worten, dass er sich nun auf die Ferien auf Sardinien freue. Bei genauerem Nachfragen stellt sich heraus, dass es sich bei den «Ferien» um eine Laufwoche auf Sardinien handelt, anlässlich der er einer Laufgruppe die lokalen Trails schmackhaft machen wird.

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